Die Orgel in der Kirche St. Bartholomäus

 

 

Orgelbauer Michael Schmidt (Schmiedefeld) schreibt in seiner Disposition und Kostenanschlag zu einer umfassenden Reparatur der Stadtkirchenorgel in Ummerstadt über die alte Orgel:

 

"Die Orgel in der Stadtkirche zu Ummerstadt ist gewiß noch nicht so sehr alt, aber dennoch eine sehr gebrechliche und für die Kirche unzweckmäßige. Die Mängel derselben haben ihren Grund größtentheils in der Ausführung einer ursprünglich sehr fehlerhaft entworfenen Disposition. Die zwei Manuale haben anstatt zwei 4füßiger Stimmen, acht solcher, drei mehr als achtfüßige vorhanden sind, daher wird der Grund= oder 8Fußton, der doch fortwährend hervortreten muß, von den 4Füßern unterdrückt, und es können zu den verschiedenen Gesängen nicht die anpassenden Klangfarben registriert werden. Und da nun die Windladen und überhaupt alle übrigen Orgelarbeiten zu diesen Stimmen eingerichtet und außerdem auch noch sehr gebrechlich gearbeitet sind, so ist es höchst nothwendig, nachstehenden Plan, durch dessen pünktliche Ausführung die Kirche nicht allein eine zweckmäßige, sondern auch dauerhafte Orgel erhalten würde, zu vollziehen."

Schmidts "Reparatur" von 1857 gleicht einer Umdisponierung und einem teilweisen Neubau des Dotzauer-Instruments. Beispielhaft kann man an seinem Umgang mit dem alten Instrument den gewandelten Zeitgeist ablesen - den Wechsel vom barocken zu einem romantischen Klangideal.

Die Disposition gestaltet sich folgendermaßen:

 

A. Hauptwerk

in weiter Mensur und starker Intonation.

 

1. Principal 8 Fuß

2. Bordun 16 Fuß

3. Viola di Gamba 8 Fuß

4. Hohlflöte 8 Fuß

5. Bordun 8 Fuß

6. Octava 4 Fuß

7. Hohlflöte 4 Fuß

8. Octava 2 Fuß

9. Mixtur 2' 5fach

B. Oberwerk

in enger Mensur und sanfter Intonation.

 

 

1. Flauto dolce 8 Fuß

2. Salicional 8 Fuß

3. Lieblichgedackt 8 Fuß

4. Gemshorn 4 Fuß

5. Spitzflöte 2 Fuß

C. Pedal

in weiter Mensur und starker Intonation.

 

 

1. Violon 16 Fuß

2. Subbaß 16 Fuß

3. Octavbaß 8 Fuß

4. Posaune 16 Fuß

 

D. Nebenzüge

1. Manualcoppel

2. Pedalcoppel

3. Calcantenzug



Aus der Orgelgeschichte:

 

Am 6. Oktober 1746 schließt der Bürgermeister und Rat Johann Gilian mit dem privilegierten Orgelmacher Christian Dotzauer aus Hildburghausen einen Vertrag zur Verfertigung eines neuen Orgelwerks in die hiesige neue Stadtkirche bis Ende Juli des nächsten Jahres.

Diese Orgel war nach folgender Disposition zu bauen:

 

In das obere Clavier [2. Manual]:

 

1) Principal 8 Fuß

2) Grob Gedackt von der alten Orgel zu nehmen [!]

3) Klein Gedackt 4 Fuß

4) Viola di Gamba 8 Fuß

5) Octav 4 Fuß

6) Quinta 3 Fuß

7) Spitzflöte 4 Fuß

8) Octava 2 Fuß

9) Mixtür 4fach

10) Trompet 8 Fuß

Ins untere Clavier [1. Manual]:

 

11) Principal 4 Fuß aus der alten Orgel darzu neue Pfeifen

12) Quinta Thön 8 Fuß

13) Gemshorn 4 Fuß

14) Flauto Traversiero 4 Fuß

15) Waldflöte 2 Fuß

16) Sesquialtera 2fach 1 1/2 Fuß

Ins Pedal:

 

17) Sub-Baß 16 Fuß aus der alten Orgel, darzu neue Pfeifen

18) Posaun-Baß 16 Fuß

19) Principal-Baß 8 Fuß

20) Violon-Baß 16 Fuß

21) Cornet-Baß 4 Fuß

 

Pedal- und Manualkoppel

Cymbal-Stern

Tremulant



Historische Ansichten, Fotos: Hartmut Haupt