Orgelförderverein Sachsenbrunn e. V.
Zur Geschichte der Orgel in der Kirche zu Sachsendorf
Dieter Hartwig
2009
Bild 1: Kirchenfenster Südseite
0. Vorwort
Sommer 2007 – Urlaub in Königsstein bei Dresden.
Am Samstag im Urlaubsort angekommen, galt der frühe Sonntagmorgen der Erkundung unseres diesjährigen Urlaubsortes. An allen Plätzen und Häusern der direkt an der Elbe erbauten Stadt zeigten Markierungen die Pegelstände der „Jahrhundertflut“ des Jahres 2002 an. Auch die Stadtkirche stand wohl zum Teil unter Wasser, was an der Außenwand aus einer angezeigten Wasserhöhe hervorging. Die fleißige Kirchgemeinde hatte aber in der Zwischenzeit alle Wasserschäden beseitigt, wie uns das Ehepaar bestätigte, das gerade den Küsterdienst versah. Und zwangsläufig kamen wir auch auf die Orgel zu sprechen und erfuhren, dass auch für ihre Orgel eine kostenaufwändige Restauration anstand. Und so wurden auch in Königsstein in den entsprechenden Gremien ähnliche Diskussionen geführt wie in Sachsenbrunn:
„Lohnt es sich, das viele Geld in ein so altes Instrument zu investieren?
Muss man dabei auch noch Denkmalrichtlinien einhalten, anstatt technische
Neuerungen umzusetzen?
Würde nicht ein elektronisches Instrument das gleiche leisten können?“
In diesem Zusammenhang hörte ich aus dem Munde des Ehemannes, der etwa im gleichen Alter wie ich war, eine Argumentation, die mich tief beeindruckte:
„Wer weiß schon, was in 50 Jahren ist – wer in 100 Jahren im Königssteiner Rathaus
regiert?
Eines ist aber gewiss: Auf unserer Orgel wird man auch noch in 200 Jahren Bach
spielen und sich am Wohlklang des Instrumentes erfreuen!“
Ich denke in dieser mit dem Brustton der Überzeugung vorgetragenen Meinung liegt doch ein Stückchen Motivation für die Mitglieder des am 23.9.2005 gegründeten Orgelförderverein Sachsenbrunn e.V., das Vorhaben der Kirchgemeinde zu unterstützen, die Orgel in der Kirche zu Sachsendorf restaurieren zu lassen.
Auch an diesem Instrument hatte der Zahn der Zeit deutlich sicht- und hörbare Spuren hinterlassen:
gerissene Orgelpfeifen
undichte Windkanäle
Holzwurmbefall und klappernde Pedale und
Staub und Schmutz in Klaviatur und an allen beweglichen Teilen.
Hilfe tat unbedingt Not!
Mit vielfältiger finanzieller Unterstützung durch die Landeskirche, die politische Gemeinde und viele andere staatliche Gremien sowie der spendenfreudigen Bevölkerung schulterte die evangelisch-lutherische Kirchgemeinde Sachsenbrunn/Stelzen in den Jahren 2006/07 die Restauration der „Königin der Instrumente“ durch die Firma Hey aus Ostheim in der Rhön.
Als zum Erntedankfest, 30. September 2007, in der Kirche zu Sachsendorf die Orgel wieder geweiht wurde und anschließend KMD Torsten Sterzik sie mit einem Konzert der Gemeinde vorstellte, konnten sich alle Zuhörer von der gelungenen Restauration überzeugen.
Eine kleine Portion Stolz war auch den Mitgliedern des Orgelfördervereins ins Gesicht geschrieben, weil ihre Unterstützung zu einem so guten Ergebnis geführt hatte.
Natürlich fehlte unserer Orgel zu diesem Zeitpunkt noch ein Register, aber auch diese verbleibende Anstrengung werden die Verantwortlichen mit Gottes Hilfe noch schultern!
Eine Frage blieb aber noch ungeklärt:
Welcher Orgelbaumeister hat dieses wunderschöne, romantisch intonierte Instrument
zu welcher Zeit geschaffen?
Die dazu von einigen Mitgliedern des Orgelfördervereins gemachten Nachforschungen sollen in dieser Schrift allen Interessierten zugänglich gemacht und somit der Nachwelt erhalten bleiben. Der Schreiber dieser Zeilen hofft, dass der Leser in den folgenden Ausführungen interessante Details findet, die ihm vielleicht bisher nicht bekannt waren, dabei sich aber auch bewusst ist, dass alle herausgefundenen Tatsachen zeitaufwändiger Arbeit entsprungen sind, aber trotzdem keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können.
Bild 2: Teil des restaurierten Orgelprospektes
1. Zur Geschichte der Kirche zu Sachsendorf
Prof. G. Brückner schrieb 1853 in seiner „Landeskunde des Herzogthums Meiningen“ über Sachsendorf (1317 Sassendorf benannt) folgendes:
„Die Kirche und Pfarrei auf dem linken Ufer der Werra, etwas hoch gelegen.
Schon vor der Reformation hier eine Kapelle, welche den nach Stelzen Wallfahrenden als Stationshaus diente; nach der Reformation hatten die Bewohner an den Sonntagen, an welchen der eisfelder Diacon hier nicht predigte nach Eisfeld zur Kirche
gehen.“ [Brückner, Prof. G.: Landeskunde des Herzogthums Meiningen, Meiningen 1853]
Die von ihm beschriebene erste Wallfahrtskapelle wurde im Jahre 1490 erbaut. Von ihr zeugt noch heute das Kreuzgewölbe im Chor mit kehlprofilierten Rippen und einem Schlussstein, der das Wappen des Baumeisters trägt – übrigens der Bauhütte, die 1488 auch den Bau der Eisfelder Stadtkirche begonnen hatte. Den Abschluss des Chores bildet der mächtige Triumphbogen, als Übergang ins Langhaus. Hier wurden bei Arbeiten zum Herrichten der Sakramentsnische neben dem Pfarrstand ( heute nicht mehr vorhanden ) 2 Weihekreuze an der Nordwand des Langhauses wieder freigelegt, die beweisen, dass die damalige Kapelle von einem Bischof oder einem Beauftragten geweiht wurde. Leider ist der Namens- bzw. Schutzpatron dieser Weihehandlung nicht überliefert, so dass die Sachsendorfer Kirche bis heute namenlos ist. Auch der Steinaltar steht wohl noch so, wie man ihn um 1490 in die Wallfahrtsstation hineingesetzt hatte.
Über die Bewohner des Ortes schreibt Prof. G. Brückner folgendes:
„Große Kirchlichkeit ist ein Ruhm der ganzen Kirchgemeinde. Zudem in Sachsendorf Rührigkeit und ziemliche Sparsamkeit, daher 2/3 der Bewohner bemittelt; doch leider
ist Mancher nicht frei von Klatschhaftigkeit und hie und da von Tückerei.“ [ebd.]
Die Einwohner Sachsendorf waren zunächst der Pfarrei Eisfeld angegliedert. So wirkten in der Reformationszeit auch die bekannten Eisfelder Superintendenten Nicolaus Kindt (ab 1528) und Dr. Justus Jonas (1553-1555) in Sachsendorf bzw. die Sachsendorfer Christen durften ihre Predigten in der Eisfelder Stadtkirche hören.
Am Burkharditag, dem 14. Oktober des Jahres 1571, wurde Sachsendorf eigenständige Pfarrei. Zum Kirchspiel gehörten neben Sachsendorf auch Schwarzenbrunn und Schirnrod, sowie Thossenthal (vormals zu Stelzen eingepfarrt) und später noch Saargrund bzw. Friedrichshöhe.
„Der Gottesacker ist 1571 erbauet, vor diesen aber die Todten allezeit in die Stadt geführet oder getragen und da selbst begraben worden sind. A. 1647. 10. Sept.
ist das Häuslein im Gottesacker aufgerichtet.“ [Krauß, Johann Werner: Kirchen-Schul- und Landes-Historie, Hildburghausen 1753]
Nach Einschätzung des Autors müsste es sich bei diesem ersten Friedhof um eine Begräbnisstätte unmittelbar an der Kirche handeln, die heute als Pfarrgarten mit alten Obstbäumen bewachsen ist. Vom „Gottesackerhäuslein“ ist nichts mehr erhalten.
Der erste Pfarrer war Michael Faber aus Rodach. Schlechter Besoldung wegen wechselte er 1576 nach Bürden. Der ebenfalls aus Rodach stammende Johann Weiß übernahm
die Pfarrei 1576 und predigte 50 Jahre in der Sachsendorfer Kirche, bevor er 1626 im Alter von 74 Jahren verstarb. [ebd.]
„Nach seinem Tod hat ihm der Herzog [Johann Casimir zu Coburg, der sehr oft zur Jagd im Pfarrhaus Sachsendorf weilte] ein fein Epitaphium machen lassen, welches in
der Kirche zur linken Seiten des Predigtstuhles zu sehen gewesen. Dasselbe ist nun weg – und weiß niemand, wohin gekommen." [ebd.]
Aus der Amtszeit des Pfarrers Johann Weiß stammt auch der aus Sandstein gefertigte Taufstein, der die Jahreszahl 1593 trägt. Desweiteren ist die vorhandene Kapelle 1595 erweitert und um ein Stockwerk erhöht, sowie 1610 mit einem 31m hohen Glockenturm versehen worden.
Die weiteren in Sachsendorf tätigen Pfarrer werden nur insofern benannt, wie sie in ihrer Amtszeit für wichtige bauliche Veränderungen der Kirche sorgten. Eine Übersicht über alle bisher in Sachsendorf wirkenden Pfarrer kann der Leser im Anhang finden.
Im Jahre 1626 trat der vorher als erster Pfarrer zu Pfersdorf tätige Balthasar Götz die Pfarrstelle in Sachsendorf an. Auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands tobt seit Jahren der „Glaubenskrieg“ zwischen Katholiken und Protestanten. Auch die Kirchgemeinde Sachsendorf hatte unter den Wirren und Schrecken dieses 30-jährigen Krieges schwer zu leiden. Die Kirche wurde zum Quartier durchziehender Kriegshorden, ja sogar zum Pferdestall! Vieles an Inventar der Sachsendorfer Kirche wurde geplündert und zerstört. Allein ein vergoldeter Abendmahlskelch (lt. Gravur 1637 gefertigt) wurde vom Pfarrer im Wald vergraben und überstand so unbeschadet. Dieser Kelch wurde durch die Kirchgemeinde 2004 restauriert und ist somit noch heute zum Heiligen Abendmahl im Gebrauch.
Bei J. W. Krauß liest man dazu:
„Am Ende der Walburgis 1640, beschlossenen Casten-Rechnung steht: Inventarium, ein Kelch. Sonsten all ander Kirchen-Geräthe ist bey dem Bayrischen vier wochentlichen Feld-Lager, und Durchzug der ganzen Kayserl. Armee ausgeplündert, wie auch die Kirche mit Herausreißung des Predigtstuhls, Stühl, Bänck, Gebrück der Borleuben und Kirchen, auch aller Stiegen, unchristlich und abscheulich verwüstet worden. Wie auch die Pfarr- und Casten-Bücher und alle Rechnungen mit hinweg und also nichts als dieser Kelch, welcher im Wald versteckt gewesen, davon kommen.“
1661 wurde Heinrich Christian Ottwald dem in die Jahre gekommenen Pfarrer Götz zugeordnet und „erlangte nach dessen Absterben 1666 die völlige Pfarre, welche er 6 Jahr lang verwaltet [...] Zu seiner Zeit ist 1663 die Kirche renoviert, 1664 aller Kirchen-Ornat angeschafft, 1665 ein neuer Predigtstuhl gemacht, und die Kirche gemahlt worden von Georg Jahn zu Eißfeld." [Krauß ebd.]
Zu diesen historischen Aussagen bedarf es für den Leser, der die Kirche nicht oder nicht so gut kennt m. E. noch einige Erläuterungen:
Die Kirche zu Sachsendorf ist aufgrund ihrer Bemalungen der Balkenkonstruktionen der Emporen und vor allem der Brüstungen der ersten und zweiten Empore ein eindrucksvolles Zeugnis des „Bauernbarocks“. Die untere Empore erzählt mit 23 Bildern Geschichten aus dem Neuen Testament, von „Christi Anbetung (Matth. 2)“ bis „Dreieinigkeit (Römer 33-36)“. Die zweite Empore beschreibt im gegenläufigen Sinn in 17 Bildern Geschehnisse aus dem Alten Testament, von „Schöpfung der Welt (1. Moses 1)“ bis „Esra beicht und Bußgebet (Esra 9)“. Für die z.T. in der damaligen Zeit des Lesens nur mäßig kundigen Kirchenmitglieder eine „Bilderbibel“ – und noch heute ein beeindruckendes Zeugnis künstlerischer Ausdrucksweise des 17. Jahrhunderts. Bezüglich der Bilder an der zweiten Empore wird es in Kapitel 3 „Die heutige Orgel“ noch einiges zu sagen geben. Der Leser sei also noch ein wenig neugierig!
Noch eine Bemerkung zu dem 1665 neu errichteten Predigtstuhl (Kanzel), der noch heute fast vollständig in seiner damaligen Bauweise erhalten ist:
„Auf einer steinernen, dorischen Säule ruht die Kanzel, [...] mit Zahnschnitt-Gesimsen oben und unten, an den Ecken mit Säulen besetzt, die im unteren Stück Kerbschnitt-Dreiecke als Verzierung haben [...] und auf Consolen ruhen; an den Flächen mit einigen Facetten und mit schlechten Bildern Pauli und der Evangelisten (aus dem 18. Jahrhundert). Schalldeckel als Gebälk mit Zahnschnitt-Gesims; Bekrönung aus dem 18. Jahrhundert, mit einigen aus Brettern geschnitzten Engelsköpfen und oben mit einem Posaune blasenden Engel, unbedeutend. Holz, bemalt." [Lehfeldt, Prof. Dr. P.: Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens, Jena 1904]
Wenn auch die künstlerische Gestaltung der Kanzel von Prof. Dr. Lehfeldt nicht so historisch wertvoll eingeschätzt wird, so trägt die Rückseite der Kanzel doch einen wichtigen Spruch des
Kirchenvaters Gregor von Nazians, der früher und heute allen Pfarrern von Sachsendorf Wegweisung gab und gibt:
„Da Christe, gratiam meis laboritus = Hilf, oh Herr Christe, dass all mein Arbeit, Müh und Fleiß gereich zu deinem Lob, Ehr und Preis.“
1691 kam im Alter von 52 Jahren mit Johann Büttner ein Gottesmann auf die Pfarrstelle zu Sachsendorf, der aufgrund seiner vielen Studien bereits 1667 mit „Magister-Würde beehrt“ und „in demselben Jahr den 24. Dec. [...] zum Kayserl. gecrönten Poeten gemacht“ worden war. „Er war zu seiner Zeit ein Poet, der in hiesiger Gegend keinen seines gleichen gehabt hat." [Krauß ebd.]
Über die Stationen 1669 Festungs-Prediger zu Coburg,
1673 Pfarrer zu Effelder,
1684 Pfarrer zu Bürden,
wurde er am 8. Juni 1691 Pfarrer zu Sachsendorf. In seiner Amtszeit, die bis 1697 reichte, wurde ein neuer Sing-Chor errichtet „und die Kirche mit einem runden Himmel gewölbet [...], kostet bey 160 fl." [bei Krauß ebd.] (fl. = Gulden)
Zur Amtszeit des Pfarrers Johann Schwesingers I. (1728-1748) – ein Pfarrer gleichen Namens versah seinen Dienst von 1791-1806 – wurde „die Kirche 1736 mit einer Emporleube unter dem Dach erhöhet und die Weiber-Stühle neu gemacht. [...] Auch hat man 1745 die Kirche so- wohl, als den Kirchweg mit steinern Platten beleget." [ebd.]
Der Autor vermutet, dass im Zusammenhang mit der genannten „Emporleube unter dem Dach“, also mit der 3. Empore, der runde Kirchenhimmel wieder entfernt und durch die heutige gerade Kirchendecke ersetzt wurde.
1750 ließ Pfarrer Johann Konrad Schwarz (Dienstzeit in Sachsendorf 1748-1759) die Sakristei an der Sachsendorfer Kirche bauen.
„Die Sacristei hat eine flache Holzdecke; an der Nordseite ein gepaartes, aussen rechteckiges, innen flachbogiges Fenster auf einem Mittelpfeiler, welche,
unten wenig vortretend, in Kämpferhöhe sich in einer reichen Profilierung (Halbkehle, Wulst, Kehle, zwei Platten) erweitert, um den Flachbogen zu tragen. An der Ostseite eine rechteckige Thür,
darüber ein ebensolches Fenster, über dem das Ausbau-Jahr der Sacristei: 1750 angegeben ist. Die Sacristei hat ein sorgfältig beschiefertes Walmdach, darauf einen Dachreiter in Form eines
achteckigen Aufsatzes mit Zwiebelkuppel, so dass dieser kleine Gebäudeteil für sich abgeschlossen erscheint." [Lehrfeldt ebd.]
Im Wesentlichen präsentiert sich die Kirche zu Sachsendorf noch heute dem Kirchenbesucher so, wie vorab in der geschichtlichen Entwicklung beschrieben.
Unbedingte Erwähnung verlangt aber die kulturhistorisch wichtigste Kostbarkeit, die der Autor dieser Zeilen deshalb auch an den Schluss dieses Kapitels stellt:
Im Langhaus hoch über dem Triumphbogen begeistert in seiner Ausdruckskraft eine Kreuzigungsgruppe, deren Anfertigungsjahr nicht überliefert ist. Doch alle Anzeichen dieser detailreichen Holzschnitzerei, die Jesus am Kreuz mit Maria zur Linken und Johannes zur Rechten darunter darstellt, verweisen darauf, dass es sich um eine Arbeit aus der Werkstatt Tillmann Riemenschneiders (Würzburg) aus dem 16. Jahrhundert handelt.
Prof. Dr. Lehfeldt schreibt dazu:
„Die Köpfe sind ausdrucksvoll, der Schmerz der Maria und des Johannes auch in der Bewegung ausgedrückt; Maria, welche das Taschentuch mit beiden Händen zu den Augen führt, ist verzweifelter, Johannes schmerzlich ergeben, mit über der Brust zusammengelegten Händen. Verhältnismäßig stark sind die Unterpartien des Gesichtes modelliert; Johannes erinnert in Schnitt und Lockenfülle an die würzburger Schule Riemenschneiders. Christus ist sehr mager gebildet, mit Betonung der angeschwollenen Adern der Arme. Maria ist überlang. Die Hände sind gut gebildet. Die Falten sind tief geschnitten, Farben und Vergoldungen sind gut erhalten, wenn auch ganz bestaubt. Die Gruppe ist wohl um 1650 in die jetzige rechteckige Umrahmung gebracht, welche, mit einigen Ranken gemalt, auf einem Consolgesims ruht, aber so flach vortritt, dass die Seitenfiguren noch auf eigenen Consolen stehen. Auf dem Rahmengesims halten zwei aus Brettern im Umriss geschnittene Engelsfiguren das R a u t e n w a p p e n; ihre Bemalung ist ziemlich vergangen." [ebd.]
Bild 3: Kreuzigungsgruppe aus der Werkstatt Riemenschneiders
Wenn es unseren Vorfahren so viel wert war – und das nicht nur im materiellen Sinne –, die Blicke der in die Kirche Einkehrenden auf den Herrn Jesus Christus am Kreuze zu bannen, sollte es doch auch den heutigen Menschen wert sein, in dieser schönen Dorfkirche Einkehr zu halten, Ruhe und Besinnung zu finden und vielleicht auch einmal darüber nachzusinnen, ob man nicht auch noch nach Jahrhunderten diesem schönen Gotteshaus wieder zu einem Namen verhelfen könnte. Vielleicht "Heilig-Kreuz-Kirche"?
2. Vorgänger der heutigen Orgel
Zu Beginn dieses Kapitels muss der Autor gleich der auch auf der Geschichtstafel in der Sachsendorfer Kirche veröffentlichten Feststellung widersprechen, dass eine erste Orgel aus dem Jahre 1747 stamme.
J. W. Krauß schreibt:
„A. 1663 hat man von der Gemeinde zu Crock ein Positiv gekaufft für 12 thlr.“ [Krauß ebd.]
Das angesprochene Positiv ist eine übliche Bezeichnung für eine Kleinorgel, die in der Regel 3-8 Register auf einem einzigen Manual hatte. Ein Pedal gab es bei solchen Instrumenten i.Allg. nicht. Man kann also davon ausgehen, dass dieses gebraucht gekauft Instrument die erste Orgel in der Kirche zu Sachsendorf war.
Weiter heißt es bei J. W. Krauß:
„Johann Ambrosius Dreßel ist 1673 (als Pfarrer d.A.) hierher gekommen, und hat DOM. I Adv. Seine Anzugs-Predigt gehalten [...] Zu seiner Zeit ist ein neu Orgelwerk von 6 Registern 1682 von Christoph Krapp, Orgelmacher zu Eißfeld für 136 fl. verfertigt worden. [ebd.]
Der Autor hält somit das Jahr 1682 für das „späteste Geburtsjahr“ eines vollständigen Orgelwerkes in der Sachsendorfer Kirche. Desweiteren führt J. W. Krauß aus, dass diese seit 1682 bestehende Orgel von Orgelmacher Krapp vergrößert, d. h. um zusätzliche Register erweitert wurde. Diese Aussage lässt sich auch anhand von Originaldokumenten aus dem Archiv der Kirchgemeinde belegen.
„Anno 1691 haben die vier Dorfpfaffen (Bürgermeister d. A.) die Orgel durch obgedachten Orgelmacher (Krapp d. A.) vergrößern [...] lassen. [...]
Die Orgel besteht in folgenden Registern,
ein Subbaß von Holtz a 16 Fuß
das Grobgedact a 8 Fuß
das Principal a 4 Fuß
das Kleingedact a 4 Fuß
die Spitzflöten a 2 Fuß
die Quinta a 1 ½ Fuß
die Cymbell doppelt
Cornet Baß im Petall a 2 Fuß nebst
dreier Bälge und einem Tremolandt“ [Archiv der Kirchgemeinde Sachsenbrunn/Stelzen, Mappe 17]
Unter Regie des Pfarrers Johann Schwesinger I wurde am 28. Oktober 1745 ein Kontrakt zum Bau einer neuen Orgel in der Sachsendorfer Kirche mit dem Orgelbaumeister Johann Christian Dotzauer aus Hildburghausen zum Gesamtpreis von 140 Reichstalern geschlossen.
J. W. Krauß schreibt dazu:
„Zu seiner Zeit ist [...] a. 1747 eine neue Orgel für 140 thlr. angeschaffet, und die alte dran gegeben worden durch Hrn. Christian Dotzauer von Hildburghausen, weil durch seine und seines Hrn. Antecessoris gute Administration der Gottes-Kasten in guten Stand gekommen ist.“ [Krauß ebd.]
Nach Ansicht des Autors gehen aus diesen Zeilen zwei wichtige Fakten hervor:
Die von Krapp geschaffene Orgel war nach ca. 80 Jahren keineswegs verschlissen,
sondern wurde von dem bekannten Orgelbauer Dotzauer mitgenommen, um bestimmt wie oft üblich in einem neuen Orgelwerk z. T. Verwendung zu finden.
Die „reiche“ Kirchgemeinde Sachsendorf konnte sich den Einbau einer neuen, bestimmt größeren und prächtigeren Orgel auch leisten!
In dem im Archiv der Kirchgemeinde vorliegenden Accord (Vertrag) zwischen den nach Sachsendorf eingepfarrten Gemeinden und dem Orgelbauer Johann Christian Dotzauer aus Hildburghausen über den Bau einer neuen Orgel heißt es:
„1. das Principal 4 Fuß von Zinn
2. das Grob Gedact 8 Fuß – Metall
3. das Klein Gedact 4 Fuß – Metall
4. die Quinta 3 Fuß – Metall
5. die Spitzflöte 2 Fuß – Metall. Diese Register werden aus der alten Orgel, weil sie noch gut, wieder in die neue mit eingesetzt, ausgenommen daß zu einem Register drey neue Pfeifen müssen gemacht werden [...]
6. die Violdigamb 8 Fuß von metall
7. die Quinta Thön 8 Fuß – Metall
8. die Flöthraverß 4 Fuß – Holz
9. die Mixtur [...] Ins Pedal
10. Principal Paß 8 Fuß von Holz
11. Sub Paß 16 Fuß, welcher schon im alten Werk und noch gut befindlich, wozu aber noch sechs neue Pfeifen müssen gemacht werden [...]
12. einen Tremoland
13. einen Coppel von Pedal ins Manual
Das Clavier soll von gutem Holz die Semifonia aber mit Bein formiert seyn.“ [Archiv der Kirchgemeinde ebd.]
Die im Vertrag vom 28. Oktober 1745 vorgesehene Bezahlung erfolgte wie dort vereinbart in Raten:
50 Thaler zu Lichtmeß 30. Januar 1746
30 Thaler 11. September 1746
30 Thaler 03. August 1747
30 Thaler 22. Dezember 1747
18 Thaler quittiert für „gebührend gute Bezahlung“
Christian Dotzauer am 9.Februar 1748 [ebd.]
Bild 4: Geschnitzte Schleierbretter
Bezüglich des Gehäuses dieser Dotzauerorgel von 1747 findet sich im Accord unter
„Ferner:
2. Das Gehäus soll nach der neusten Invention eingerichtet seyn, die Gesims nach ihrer Proportion, was aber von Bildhauer-Arbeit daran nöthig, hat der Orgelmacher auf seine Kosten zu fertigen.“ [ebd.]
Zur farblichen Gestaltung dieses Dotzauer-Prospektes kann man nur Vermutungen hegen. Bei den Aufräumungsarbeiten der Balgkammer im Jahr 2005 wurden ein blau-grau marmoriertes Brett gefunden, das auf der Rückseite die Jahreszahl 1749 trug. Es könnte also aus diesem Orgelprospekt stammen, was auch mit der oft praktizierten Farbübereinstimmung zwischen Orgelprospekt und Kanzel begründet werden könnte. Desweiteren wurde bei der Restauration des heutigen Orgelprospektes an den Türen des Spieltisches ebenfalls die blau-graue Marmorierung wiederentdeckt. Also auch beim Nachfolger der Dotzauer-Orgel hielt man sich evtl. an die farblichen Vorgaben des Vorgängers. Ebenso könnten die Schnitzarbeiten („Schleierbretter“), die am jetzigen Orgelprospekt vorhanden sind, schon aus dem 18. Jahrhundert, also von Dotzauer, stammen.
In der Mappe 17 des Kirchenarchives liegt folgendes Schreiben vor, dass dem Leser im vollständigen Wortlaut wiedergegeben werden soll:
„Nachdem zur Anzeige gekommen, daß die Orgel zu Sachsendorf einer baldigen Reparatur dringend bedarf, nur sich der Orgelbauer Laurenz Heybach zu Heldburg auf unsere Veranlassung diesem Geschäft im nächsten Frühjahr unterziehen, in den nächsten Wochen hingegen die Orgel einsehen will, um danach seinen Kostenanschlag zu fertigen und den Accord abzuschließen, so wird der Ehrenpfarrer Hummel zu Sachsendorf von dieser Verfügung hiermit unter der Anweisung in Kenntnis gesetzt, die Vorstände der zu seinem Kirchspiel gehörigen einzelnen Gemeinden hiervon zu benachrichtigen, welche dem Heybach die Orgel vorzuzeigen, mit Vorbehalt unserer Genehmigung den Accord abzuschließen und für die Aufbringung des Geldes Sorge zu tragen haben.
Eisfeld, den 13ten Oktober 1829
Herzogl. S. (Sächsisches) Kirchen- und Schulamt
Schuster Lotz“ [ebd.]
Mehr als 80 Jahre nach ihrer Erbauung sollte bzw. musste also die Dotzauer-Orgel überholt werden. Wie im obigen Schreiben des Kirchen- und Schulamtes angewiesen, kam es zu einem Vertragsabschluss zur Reparatur der Orgel zwischen der Kirchgemeinde und dem Orgelbauer Laurentz Heybach lt. dem Kostenanschlag vom 24. Oktober 1829, der im Archiv der Landeskirche in Eisenach in der Akte S5 in Höhe von 60 Reichstalern vorliegt. Die Schwerpunkte der Reparatur bezogen sich auf die Bälge, die neu zu beledern waren. Des weiteren sollte das Register „Viola da Gamba“, 8 Fuß von Metall, neu „sowie eine neue Klavitur (untere Tasten mit Ebenholz, die oberen mit Knochen belegt) und das Pedal neu angefertigt werden. Dieser Kostenanschlag wurde für die Ausführung im Frühjahr 1830 genehmigt, was in dem Zusatz vom 4. November 1829 von „Lotz“ unterschrieben ist. [Archiv der Landeskirche in Eisenach, Akte S5, „Reparatur der Orgel in der Kirche zu Sachsendorf 1829-1835]
Über die Durchführung dieser umfassenden Überholung liegt des weiteren eine
„Spezifikation der, von während der Zeit vom 14. April 1830 bis zum 17. May von dem Orgelbauer Herrn Heybach aus Heldburg unternommenen Reparatur der Orgel in Sachsendorf für Kost, Getränke, Logie und mehrere Gegenstände zu bezahlen ist“ vor. [ebd.]
Neben der Aufstellung der Kosten im „Gemeinde-Wirthaus“ des „Pacht-Wirths Elias Horschel“ über eine Summe von 52 Gulden, 3 Kreuzer werden hier die Bezahlung von verschiedenen Dienstleistungen und Materialien an ortsansässige Handwerker aufgeführt. Auch die 3 Gulden für „den Gottlieb Zetzmann jun. für 12-tägigen Balligtreterlohn“ finden hier ihre Niederschrift. [ebd.]
Einschließlich Kost und Logis ergeben sich neben den eigentlichen Kosten an den Orgelbauer lt. dieser Abrechnung noch 72 Gulden, 18 ¼ Kreuzer Nebenkosten der Orgelreparatur im Jahr 1830. Nachdem der Pfarrer Hummel bezüglich der Bezahlung noch einige Beanstandungen geltend machte, wurde vom Herzoglichen Kirchen- und Schulamt die Begleichung der Rechnung (Höhe ist nicht benannt) an den Orgelbauer Heybach durch „den Kirchen-Kasten-Rechnungsführer zu Sachsendorf“ am 10. Oktober 1831 verfügt. [Archiv der KG ebd.]
Die 1830 reparierte Dotzauer-Orgel zeigte schon um 1845 wieder starke Verschleißerscheinungen, so dass sich der Kirchenvorstand 1847 um eine erneute Reparatur bemühte. In seinem Kostenvoranschlag vom 1. Juli 1847 schreibt dazu der Saalfelder Orgelbaumeister Ludwig Glaser:
„Benannte Orgel ist in einem bedauernswürdigen Zustand, ist ihrem Alter aber angemessen, wenn solche gut repariert wird, und ist ein gutes Werk zu nennen.“ [Archiv der KG, Mappe 19]
Sein benannter Reparaturanschlag beläuft sich auf 17 Gulden, 9 Kreuzer für Material und 46 Gulden, 36 Kreuzer für Arbeitslohn. Diese Kosten werden mit Schreiben vom 24. Juli 1847 durch das Herzoglich Sächsische Kirchen- und Schulamt genehmigt. In gleichem Schreiben heißt es auch:
„[...], dass es rechtsam und gesamtmäßig erscheine eine alljährliche Stimmung der Orgel mit dem Orgelbauer“ zu vereinbaren [ebd.]
Über die von Ludwig Glaser durchgeführte Reparatur schreibt der Seminarlehrer Anding aus Hildburghausen als Orgelrevisor in seinem gutachterlichen Bericht vom 24. Januar 1848:
„Bei der am 22. des Monats in Sachsendorf vorgenommenen Revision der vom Orgelbauer Glaser aus Saalfeld reparierten dortigen Orgel fand ich, dass der Orgelbauer es nicht an Fleiß und Mühe hat fehlen lassen, um ein altes nach der Aussage des Lehrers Reinhard (damaliger Organist d.A.) vorher höchst mangelhaftes Werk wieder spielbar zu machen.“ [Archiv der Landeskirche ebd.]
Trotzdem fügt er in seinem Gutachten noch einige Mängel an:
- mehrere Durchstecher (bedeutet: gleichzeitiges Erklingen mehrerer Pfeifen bei nur einem gespielten Ton)
- Windverlust der Bälge
- mangelhafte Stimmung, Intonierung in mehreren Registern
Für das letztgenannte empfiehlt Anding eine „gründliche Nachhilfe“ während der vereinbarten Überholung im nächsten Jahr. Auch bezüglich der Bälge verweist er auf wichtige bauliche Veränderungen. [Archiv der KG ebd.]:
„Obschon das Kirchendach, unter dem unmittelbar die Bälge liegen in Kalk gelegt worden ist, so waren doch einige Ziegeln der selben locker, unter denen der Sturmwind, Schnee und Regen hereintritt. Es kann dieser Übelstand umso leichter eintreten, da die Kirche hoch und ganz frei liegt, und der Nachteil der für die Bälge jedesmal daraus hervorgeht, lässt sich nicht eher dauernd beseitigen, als bis über die Bälge noch eine besondere Bedachung von Brettern gebracht ist, von der allen darauf gekommene Feuchtigkeit abzufließen imstande ist, ohne auf die Bälge zu tropfen. Wird dieses Dach nicht angebracht, so wird der Leim der Bälge immer wieder aufweichen.“ [ebd.]
Diese vom Revisor Anding dem Orgelbauer Glaser angelasteten Arbeiten ziehen sich noch im Sommer 1848 hin, so dass erst am 28. August 1848 Pfarrer Henne Vollzug ans Kirchen- und Schulamt melden kann, worauf das letzte Drittel der Bezahlung an den Orgelbaumeister Glaser erfolgt.
Der gleiche Orgelbauer unterbreitete schon 11 Jahre später wieder einen „Kostenanschlag behufs der Reparatur der Orgel in der Kirche zu Sachsendorf bei Eisfeld“ in Höhe von 46 Gulden und 12 Kreuzern. In diesem Kostenanschlag schreibt er:
„Benannte Orgel ist zwar ein sehr altes und mangelhaftes Werk, würde aber wenn nachfolgende Mängel verbessert resp. abgestellt würden, wohl noch längere Jahre zum kirchlichen Gebrauch dienen. [...] Besondere Bedingungen:
A. Anlässlich der Intonierung und Stimmung ist der Kalkant, so bedinge ich mir aus, frei zu stellen.
B. Für Kost und Logis sorge ich selbst.
Mit dem Versprechen, die in Rede befangene Orgel nach Wißen und Kräften beßtens zu reparieren, verbinde ich noch die Versicherung geziemender Hochachtung als ganz ergebenster Diener
Ludwig Glaser Saalfeld, am 20. Juli 1859“ [Archiv der KG, Mappe 20]
Auf der Rückseite dieses Kostenanschlages vermerkte Orgelrevisor Anding:
„Gegen diesen mir von Herrn Pfarrer Henne persönlich übergebenen Kostenanschlag weiß ich technischer Seits nichts zum bemerken.“ [ebd.]
So führte Orgelbauer Ludwig Glaser die Reparatur auftragsgemäß durch und
„nachdem [...] gestern am 1. Dezember (1859 d. A) die nöthige Reparatur an der hiesigen Orgel vollendet hat, mit welcher sich Herr Lehrer Griebel zufrieden erklärt, so soll Herr Glaser, obgleich Herr Seminarlehrer Anding als Revisor nach gegebener Nachricht noch nicht erschienen ist, doch die Summe des Anschlages im Betrag von 46 Gulden, 12 Kreuzern aus der Kirchkasse ausgezahlt werden, jedoch unter der ausdrücklichen Bedingung, dass derselbe die bei Revision noch nachzustellenden Fehler noch unentgeltlich zu beseitigen hat. [...]
Vorgelesen und genehmigt Henne, Pfarrer
Griebel, Lehrer
Ludwig Glaser“ [ebd.]
Bild 5: Beschriftung der Registerzüge
3. Die heutige Orgel
Laut „Thüringer Orgeljournal“ (Ausgabe 1998, Seite 110) soll die heute in der Kirche zu Sachsendorf stehende Orgel im Jahre 1840 von dem Schmiedefelder Orgelbaumeister Michael Schmidt erbaut worden sein. Diese Tatsache kam wohl auch dadurch in die einschlägige Literatur und wurde von allen Verantwortlichen übernommen, weil im Archiv der Landeskirche in Eisenach eine Akte S16 mit
„Disposition und Kostenanschlag zu einer umfassenden Reparatur und Vergrößerung der Kirchenorgel zu Sachsendorf von M. Schmidt, Orgelbauer, Schmiedefeld bei Suhl, den 30. July 1858“ [Archiv der Landeskirche, Akte 16]
existiert.
Schon allein die letzten Ausführungen im vorhergehenden Kapitel, die eine Reparatur eines „alten, mangelhaften Werkes“ bis Anfang Dezember 1859 durch Ludwig Glaser belegen, widersprechen dieser Behauptung:
- Die Jahreszahl 1840 ist zu früh datiert.
- Ein Schmiedefelder Orgelbauer Michael Schmidt hat nie in Sachsendorf gearbeitet!
Also: Die Sachsendorfer Orgel ist keineswegs eine Schmidt-Orgel!
Vielmehr taucht der Name Ludwig Glaser, Saalfeld, auch beim Neubau einer Orgel in den Jahren 1867-69 in allen Schriftstücken des Archivs der Kirchgemeinde Sachsenbrunn/Stelzen als auch im Archiv der Landeskirche wieder auf. So findet sich im Archiv der Landeskirche eine
„Disposition zur Erbauung einer neuen Orgel für die Kirche zu Sachsendorf vom 29. Juni 1865 über einen Betrag von 1131 Gulden (rheinisch) von Ludwig Glaser, Saalfeld.“ [ebd.]
An dieser Stelle sei eine Bemerkung bezüglich der verschiedenen benannten Währungen erlaubt und zum besseren Verständnis notwendig. Normalerweise wurde zur damaligen Zeit mit Gulden (Floren – Abk. fl.) gezahlt, wobei nach Münzkonvention von 1837 24 ½ Gulden = 14 Taler waren. Die hier benannten „rheinischen“ Gulden hatten als Umrechnung
1 rheinischer Gulden = 2/3 Taler, respektive also
1 Gulden ca. 0,57 Taler, aber 1 rheinischer Gulden ca. 0,67 Taler.
Die neue Orgel sollte demnach 754 Taler kosten. Ab etwa 1857 trat dann neben Gulden die „Mark“, später „Reichsmark“ als Währung auf.
Dass dieser Vorschlag in die Tat umgesetzt wurde, kann anhand mehrerer Originaldokumente aus dem Archiv der Kirchgemeinde belegt werden:
a) Während für die Jahre 1858 bis 1864 im „Voranschlag zur Verwaltung der Kirchkasse zu Sachsendorf“ – heute würde man wohl von einem Haushaltsplan der Kirchgemeinde sprechen – keinerlei Hinweise auf Mittel zu einem Orgelneubau vorhanden sind, so heißt es im „Voranschlag zur Verwaltung der Kirchkasse“ für das Jahr 1867: „760 Gulden für die Kirche (neue Orgel)“. [Archiv der KG, Mappe 68]
In dem Originalbeleg „Einnahme und Ausgabe der Kirch- und Schulkasse in Sachsendorf vom 01. Januar bis ultimo August 1867“ werden „Ausgabe 400 Gulden an Orgelbauer L. Glaser in Saalfeld“ vermerkt. [ebd.] Dieser Betrag würde dem ersten Drittel der Kosten des Neubaus entsprechen, den sich der Orgelbauer Ludwig Glaser in der „Disposition zur Erbauung einer neuen Orgel“ für den Beginn der Arbeiten erbeten hatte.
b) Die Genehmigung des Glaser’schen Kostenvoranschlages findet sich in folgenden Worten wieder:
„Die vom H. Kirchen- & Schulamt vorgelegten Acten betreffend des Orgelbaus zu Sachsendorf geben wir hiermit zurück mit der Aufforderung, die Vornahme eines neuen Orgelbaus durch den Orgelbauer Glaser in Saalfeld nach dessen Plan soweit derselbe durch Orgelrevisor Seminarlehrer Anding quotifiziert ist, tunlichst zu betreiben und wie das geschehen an uns zu berichten. Zugleich wird die Genehmigung ertheilt, die Kosten dieses Neubaues auf die Kirchenkasse von Sachsendorf zu übertragen.
Meiningen, den 15. Januar 1866
Herzogl. Staatsministerium
Kirchen- und Schulsachen“ [Archiv der KG, Mappe 20]
c) Dieser Kostenvoranschlag wurde, wie im letztgenannten Dokument schon angeklungen, von Orgelrevisor Anding voll inhaltlich unterstützt. In seiner im Anhang an die Genehmigung in Abschrift vorliegenden Stellungnahme vom 02. Januar 1866 bezeichnet er die vorhandene Dotzauer-Orgel als „alten Kasten“ für den eine weitere Reparatur nicht anzuraten sei, denn „jeder Groschen, der in eine Reparatur gesteckt würde, sei Verschwendung!“ [ebd.]
d) Zwecks Vertragsabschluss mit dem Orgelbauer Glaser findet sich in der genannten Mappe folgender Brief des Kirchen- und Schulamtes an das Pfarramt Sachsendorf:
„Am Mittwoch, den 14. d. Monats, Nachmittag 2 Uhr soll wegen des Orgelbaus in Sachsendorf vor unterzeichnender Behörde verhandelt werden, wozu sich die sämtlichen Mitglieder des Kirchen- und Schulvorstandes in der Gemeindestube zu Sachsendorf einzufinden haben.
Eisfeld, 6. März 1866
Herzogl. S. Kirchen- und Schulamt
M. Sauerteig“ [ebd.]
e) Der über die Zusage für den Orgelbau lt. Genehmigung des Herzoglichen Staatsministeriums vom 15. Januar 1866 bereits informierte Orgelbauer bedankt sich mit folgendem fast vollständig wiedergegebenen Brief bei Pfarrer Henne:
„Hochehrwürdiger Herr Pfarrer!
Vorerst ist es meine Pflicht, Ihnen meinen Dank abzustatten für die gütige Mitteilung über die Genehmigung des neuen Orgelbaus. Ich kann Ihnen im Voraus die Versicherung geben, daß ich das große Zutrauen, welches Sie mir schenken, vollkommen zu würdigen mich bestreben werde, denn ohne Ihre gütige Fürsprache hätte ich vielleicht die neue Orgel nicht zu bauen bekommen. Diese Überzeugung erfüllt mich mit innigstem Dank gegen Sie. Da Sie mir bis in den Sommer künftigen Jahres Zeit geben wollen, so werde ich mir gewiß alle Mühe geben, um nach Sachsendorf ein gutes Werk zu liefern; es ist ja auch mein eigenes Interesse, in dortiger Gegend dann weiter empfohlen zu werden. An gutem alten Holz soll es bei diesem Bau nicht fehlen, auch werde ich außerdem das beste Material verwenden. [...] Ich habe mir nämlich vorgenommen, künftige Woche nach Sachsendorf zu kommen, da ich noch Mehreres mit Ihnen zu besprechen habe und außerdem muß ich das genaue Maaß von dem Orgelchore nehmen. Ich möchte Sie deshalb bitten, mir in einigen Zeilen anzugeben, welcher Tag für sie der passendste wäre. Wegen des Vorschusses, um den ich bitte, brauchen Sie keine Sorge zu tragen, da ich Besitzer von Haus und Hof bin.
Hochachtungsvoll empfiehlt sich Euer Hochwürden ergebenster L. Glaser“ [ebd.]
Dass dieser Prozess der Planung des Neubaues einer Kirchenorgel nicht ganz reibungslos und widerspruchsfrei vonstatten ging, ist in den Unterlagen der Kirchgemeinde ebenfalls dokumentiert. Insbesondere der amtierende Sachsendorfer Schultheiß Höhlein zeigte sich als entschiedener Gegner und versuchte wohl auch mehrmals, seine Amtsstellung zu nutzen, um den Orgelneubau zu blockieren. Hierüber beschwert sich Pfarrer Henne in einem „Bericht des Pfarramtes vom 5.3.1866 als Entgegnung auf den Bericht des Schultheiß Höhlein wegen des Orgelbaus“ sehr vehement:
„Auf dem nochmal sehr sonderbaren Gegenbericht des Schultheiß H. in Betreff des Orgelbaues hat das Pfarramt folgendes zu erwidern:
I. Das Bedenken des H. wegen Vorrücken des Chores ist ganz grundlos, denn
1.) wird dadurch das Ansehen der Kirche keineswegs geschmälert & sich eher noch besser ausnehmen;
2.) wird dadurch der unteren Empore das Licht gar nicht genommen, weil diese das Fenster allein hat & behält;
3.) ist kein Fenster durch d. dicke Mauer zu brechen, sondern es kann das kleinere leicht vergrößert werden & auch der obersten Empore ist dadurch mehr Licht zu gewinnen [...]
4.) Wenn auch 6 Männerstände durch das Vorrücken des Chores wegfallen, so sollen die betroffenen Inhaber nicht in Schaden kommen, sondern andere unentgeldlich erhalten, wozu jetzt schon 2 vacante Stände bestimmt werden können.
II. Es wurde in diesem Zug mit d. Zimmermeister Lutz das ganze Werk unter der Orgel, worauf diese steht, besichtigt & gefunden daß das Gebälk sehr faul und morsch ist und durch neues ersetzt werden muss, was aber nicht eher geschehen kann, bis die Orgel weg ist. Ja, wir müssen froh seyn, wenn es noch so lange hält, bis die neue Orgel fertig ist.
Sollte es nun nach dem Willen des Schultheiß gehen, so würden wir dann gar keine Orgel mehr haben, denn die alte wäre unmöglich wieder aufzustellen & der Gottesdienst würde ganz erbärmlich werden, was sich mit dem fleißigen Kirchenbesuch einer so großen Gemeinde nicht vertrüge.
III. Es isturchaus verwerflich, daß H. jetzt mit solchen Bedenken hervortritt, die er doch da hätte äußern können, wo die Sitzungen darüber gehalten wurden & sie ihm gleich hätten widerlegt werden können, zumal der Orgelbauer selbst zugegen war, aber da hat er sich, wie schon berichtet ganz sonderbar benommen.
IV. Seid nun die Sitzung über den Bau gehalten & geschlossen worden, ist auch der Accord mit dem Orgelbauer in Ordnung gekommen, so ist keine Verhandlung weiter nöthig, wie H. vorschlägt, wovon er sich noch Hoffnungen zu machen scheint, daß es ihm gelingen werde, den ganzen Plan umzustoßen, wozu ihm seine Bosheit antreibt. [...]“ [ebd.]
Aus diesem Bericht gehen nicht nur Fragen im Zusammenhang mit der Verbreiterung des Orgelchores hervor (Hierauf muss in späteren Ausführungen noch vertiefend eingegangen werden.), sondern es werden auch einige andere historische Fakten beleuchtet. So wird deutlich, dass noch um 1870 der untere Kirchenraum für die Frauen und Mädchen, dagegen die Emporen den Männern vorbehalten waren. Bis heute hat sich deshalb für den seitlichen Treppenaufgang der Sachsendorfer Kirche die Bezeichnung „Männeraufgang“ gehalten.
Des weiteren wird aus I., 4.) des obigen Schriftstückes deutlich, dass zu dieser Zeit alle einzelnen Sitze bzw. „Stände“ personenbezogen bzw. familienspezifisch vergeben waren.
(Das gleiche Prozedere wurde auch vor einigen Jahren anhand eines aufgefunden Originaldokumentes für die Eisfelder Kirche nachgewiesen.)
So hatte der predigende Pfarrer es relativ leicht, einen Überblick darüber zu gewinnen, welche Familie (nicht) den Gottesdienst besuchte!
Der Autor möchte in diesem Zusammenhang aber auch auf die baulichen Mängel des Orgelraumes bzw. des Balgraumes hinweisen. Die gleichen oder ähnliche Probleme standen auch vor der Kirchgemeinde Sachsenbrunn/Stelzen, nachdem die Orgel zwecks Restauration ausgebaut war. Fenster, Decke und Wände des Balgraumes mussten gründlich überholt, die Kammer für den elektrischen Winderzeuger abgedichtet werden und insbesondere der Orgelraum selbst bedurfte vieler Arbeiten. Nicht nur die Beseitigung von Unrat und Schmutz war nötig, sondern vor allem die Verbretterung der Westseite der Kirche, an die der Orgelraum angrenzt, zeigte breite Risse und Spalten, sodass Wind und Wetter „ungehindert“ an den Orgelpfeifen angreifen konnten. Die neue Verschieferung dieser Giebelwand kann die restaurierte Orgel jetzt besser gegen Witterungseinflüsse schützen! Es sei in diesem Zusammenhang noch mal ein Dank an alle beteiligten Helfer erlaubt, die fleißig bei der Verbesserung der äußeren baulichen Gegebenheiten für die Orgel mitwirkten.
Zurück zur Orgelgeschichte:
Aber nicht nur diese Widerstände seitens der politischen Gemeinde ließen das Projekt „Orgelneubau“ zu einem schwierigen, langwierigen Unterfangen werden. Denn schon nach Auftragsvergabe kam es bei den Arbeiten des Orgelbauers wohl zu zeitlichen Problemen. Auf eine Anfrage seitens Pfarrer Henne antwortete der Orgelbauer im Frühjahr 1867 in einem Brief wie folgt:
„Hochehrwürdiger Herr Pfarrer!
Ihrem Wunsche nachzukommen, muß ich Ihnen melden, daß ich den ganzen Winter bis jetzt unausgesetzt an Ihrer Orgel gearbeitet habe. Ich bin daher so weit vorgerückt, daß ich glaube, sie bis zur gesetzten Zeit fertig bringen und aufstellen zu können. Um die Tüchtigkeit meines Werkes tragen Sie nur keine Sorge; ich gebe mir alle mögliche Mühe und glaube, dass sie anderen nicht im Geringsten nachstehen wird.“ [ebd.]
Am 23. September 1867 schreibt Ludwig Glaser an Pfarrer Henne:
„Hochehrwürdiger Herr Pfarrer!
Allerdings hatte ich Ihnen versprochen für den August die Orgel aufzustellen, aber da ich mir vorgenommen habe allein mit eigner Hand die Hauptarbeiten auszuführen, um Ihnen ein ganz tüchtiges Werk zu liefern, und besonders, da ich einige Wochen durch Unwohlsein von der Arbeit abgehalten wurde, so müsste der Bau sich etwas in die Länge ziehen. Es ist überhaupt immer besser, wenn man zu einer Arbeit längere Zeit erhält, man kann dann Alles tüchtig durchdenken und durcharbeiten; während man bei bestimmten Zeiträume sich übereilt und wohlmöglich noch dann oft stärkere Fehler übersieht und nichts Gediegenes zu Stande bringt.
Ich habe jetzt die Zinnarbeit unter der Hand, die mich längstens noch 4 Wochen hinhalten wird. Sie können sich also darnach mit den Vorarbeiten richten. Wegen der eingetretenen kühlen Witterung brauchen Sie nicht im Geringsten Sorge zu tragen, vielmehr was ich Ihnen durch manche Beispiele begründen kann, gelingt der Bau einer Orgel sogar besser im Winter wie im Sommer.
Euer Hochehrwürden ergebenster Ludwig Glaser
Saalfeld, d. 23. Sept. 1867” [ebd.]
Bild 6: Mit Zeitung "abgedichtete" Holzpfeifen
In einem weiteren Brief vom 6. Oktober dieses Jahres heißt es:
„Hochehrwürdiger Herr Pfarrer!
In Ihrem letzten Briefe vom 1. Okt. bemerkten Sie mir, daß es in der nun schon vorgerückten rauhen Jahreszeit nicht gut sein würde, die Orgel aufzustellen und erbieten sich, bis künftigen Frühjahr zu warten. Da ich nun aber mit meinen Arbeiten soweit fertig bin, daß ich zu Hause Nichts mehr zu tun habe, und Kälte und Schnee mich nicht abhalten können, meine Arbeiten fortzusetzen, so würde es mir sehr unangenehm sein, wenn Sie mir hierin ein Hinderniß entgegensetzen wollten, denn ich kann wegen Mangel an Raum in meinem Haus die fertigen Arbeiten den ganzen Winter nicht liegen lassen und dann habe ich einige Reparaturen der Aufstellung Ihrer Orgel wegen bis in’s Frühjahr verschoben.
Ich müßte also den ganzen Winter müßig bleiben, was mir besonders bei der jetzt so theuren Zeit einen furchtbaren Schaden zufügen würde. Was der Bau der Orgel im Winter anlangt, so brauchen Sie nicht das geringste an Bedenken zu tragen, denn, wie ich Ihnen schon einmal schrieb, habe ich die meisten meiner Orgeln im Winter aufgestellt, weßhalb ich ein Zeugniß von Herrn Organisten Unger beizulegen mir erlaube, könnte aber auch Zeugniße über 3 andere Orgeln hinzufügen, welche sämmtlich im Winter aufgestellt und gut gerathen sind. Was das Hin und Herziehen und meiner Arbeit in der Kirche betrifft, so ist mir gar nicht bange, denn Sachsendorf ist diese längst nicht so schlimm, als in Hoheneiche [...], wo ebenfalls diesen Winter eine aufgestellt wird. Überhaupt bekomme ich eine Stube, in der ich Arbeiten, die ich dort zu fertigen habe, nehmen kann. Sollte ein Ofen fehlen, so werde einen mitbringen. Schließlich möchte ich nun höflichst bitten, die Zimmerarbeit vornehmen zu lassen und sollte diese vor meiner Ankunft nicht fertig werden, so würde das mich keineswegs hindern, denn bis ich die Anlage der Bälge fertig habe, wird auch der Chor fertig sein.
Die an die Stelle der Hohlflöte kommende Gamba habe ich in Arbeit und werde auch noch ein Sperrventil und einen Windregulator anbringen, überhaupt Alles thun um Sie zufrieden zu stellen.
Einer baldigen Antwort entgegensehend verharrent Euer Hochehrwürden ergebener Ludwig Glaser.“ [ebd.]
Die Antwort von Pfarrer Henne auf diesen Brief Glasers liegt leider nicht vor, so dass nicht mit absoluter Sicherheit der Beginn des Orgeleinbaus datiert werden kann. Unstrittig ist aber das Datum der Fertigstellung, nämlich Mai des Jahres 1868. Hierzu berichtet Pfarrer Henne in einem Schreiben vom 18. Mai 1868:
„Der Orgelbauer Glaser stellt vor, daß er die Prospektpfeifen zusätzlich zum Kostenanschlag gemacht, wozu Herr Orgelrevisor Anding in Hildburghausen seine Genehmigung gegeben habe, wie diese auch schriftlich vorliegt. Für diese Pfeifen berechnet H. Glaser noch 60 Gulden rheinisch und soll nun darüber berichtet und höhere Genehmigung eingeholt werden.“ [ebd.]
Im Gutachterbericht des Orgelrevisors Anding vom 25. Mai 1868 sagt dieser aus, dass er die Revision am 23. des Monats vorgenommen hat und stellt als erstes folgendes deutlich heraus:
„Herr Glaser hat den Neubau nach dem Kontrakt zur Zufriedenheit hergestellt, über denselben noch hinaus einen Klavierschrank, eine Orgelbank und die Gamba-Pfeifen von c3 bis f3 hinzugefügt, wofür er noch eine besondere Schadloshaltung beanspruchen kann, da er überdies schon nach dem vor 3 Jahren eingereichten billigen Kostenanschlag jetzt noch gebaut hat.“ [ebd.]
Weiterhin stellt er aber auch gravierende Mängel fest, die er wie folgt beschreibt:
„Einen Hauptübelstand, an dem das Werk leidet und das die schlimmsten Folgen haben kann, muss ich jedoch hier zur Sprache bringen.
Es besteht in der zu geringen Tiefe des Orgelchores, die den Orgelbauer zwang, sein Werk so eng zusammenzustellen, daß kein Mensch im Stande ist, in das Innere hinein zu kommen, bevor er nicht erst ganze Reihen von Pfeifen heraus nimmt und den nöthigen Raum schafft. Wenn da etwas hängen bleibt in der Mechanik, eine Pfeife forttönt usw. kann niemand sofort helfen. Wenn der Chor nur 1 bis 2 Fuß hinaus gerückt würde, hätte der Übelstand nicht entstehen können. Weshalb das nicht geschehen, weiß ich nicht, das es aber nicht geschehen, erscheint mir als unverantwortlich und der Orgelbauer hätte sein Werk gar nicht aufstellen sollen, bevor nicht eine Erweiterung des Chores stattgefunden hatte, wozu der Raum hinlänglich vorhanden ist.
So steht das für Jahrhunderte erbaute Werk da, wie es nicht dastehen sollte.
Wer die Schuld dafür trägt, mag es verantworten. Anding“ [ebd.]
Anhand dieser aufgeführten Mängel läßt sich wohl hinlänglich die Tatsache belegen, dass der Schultheiß Höhlein mit seinen Bedenken und Beschwerden die geplanten Zimmermannsarbeiten zum Verbreitern des Orgelchores erfolgreich hintertrieben hatte.
Selbst das Herzogliche Staatsministerium in Meinigen nimmt sich dieses Umstandes noch einmal an und schreibt dazu am 30. Juni 1868:
„Es möchte in Erwägung zu ziehen sein, ob nicht, auch wenn es mit mehrmaligen Kosten verbunden sein sollte, dennoch jetzt ein Umbau des Chores vorgenommen wird, ehe kostspielige wiederholte Reparaturen von Kleinigkeiten [...] die Gemeinde zu einem derartigen Umbau nöthigen.“ [ebd.]
Der Sommer 1868 muss ein ungewöhnlich trockener und vor allen Dingen heißer gewesen sein, was sich auf die neu eingebaute Orgel stark auswirkte. Aus diesem Grunde
bestellte das Herzoglich Sächsische Kirchen- und Schulamt Eisfeld den Orgelbauer Ludwig Glaser am
7. August 1868 zu einer Verhandlung nach Sachsendorf, in der hauptsächlich über die neuerliche Revision seitens Andings zu beratschlagen war. Der gutachterliche
Bericht des Orgelrevisors vom 2. 8. des Jahres lautete:
„Bei der gestern stattgefundenen Untersuchung des Zustand der erst im Laufe des Monats Mai fertiggewordenen neuen Orgel fand ich zunächst:
- daß die neuen Bälge an auffallend vielen Stellen gesprungen sind [...]
- daß das bei den Windführungen ebenfalls so der Fall ist und hierdurch der Orgel alle Kraft entschwindet.
Herr Orgelbauer Glaser sagt im Kontrakt von den Bälgen „die Platten werden aus 2 ½ Zoll starken Rahmen mit Füllungen gemacht“ – diese Füllungen erscheinen mir als zu schwach im Holz und dieses selbst scheint vor der Verarbeitung noch nicht gehörig ausgetrocknet gewesen zu sein. So ist es denn nun gekommen, das die Füllungen bei der diesjährigen ungewöhnlichen Hitze in der Weise eingetrocknet sind, dass sie selbst das Leder, das sie mit dem Rahmen verband, mit losgerissen und linienbreite Spalten gebildet haben, durch die aller Wind verloren geht, so dass die Bälge auch wenn nicht gespielt wird, eine fortwährend angestrengte Tätigkeit des Kalkanten beanspruchen.
Dieser auffallende Windverlust muß vor allen Dingen von seiten des Orgelbauers beseitigt werden. Wenn das bei den Bälgen nicht durch Aufleimen von neuen und breiteren Lederstreifen bewerkstelligt werden kann, so sind unnachsichtlich neue undzwar bessere Bälge von demselben zu fertigen.
Auch an den Windführungen ist wieder Leder aufzuleimen, die Pfeifenstöcke, Parallelen und Spunte sind fester aufzuschrauben und das auffallende Zischen in der Orgel ist zu beseitigen.
Bei feuchtem Wetter in rauhen Jahreszeit könnte sich freilich in betreff dieses Schreibens ein entgegengesetztes Verfahren wieder notwendig machen.
Als hierhergehörig ist noch zu bemerken, daß bei allem Windverlust die Orgel dennoch „durchsticht“, d.h. es tönen oder fauchen einzelne Pfeifen sobald die Bälge niedergetreten werden, ohne dass eine Registerzug geöffnet oder eine Taste niedergedrückt wird.
Herr Glaser hat kontraktlich zugesagt, die Windladen von bestem ausgetrocknetem Holz aufs fleißigtse zu fertigen und hat sie aus Fichten- und Tannenholz hergestellt. Ist denn nicht Eichenholz das bessere Material dazu?
Ferner steht im Kontrakt, das Regiewerk aus hartem Holz zu machen, und doch sind die Schleifen von weichem gefertigt. So sind auch die Pfeifenstöcke von gleichem Holz gemacht, sind beide Teile bei der diejährigen ungewöhnlichen Hitze geschwunden und schließen nicht mehr winddicht.
Weiter bemerkte ich, daß Herr Schullehrer Griebel diesmal eine Seite der Orgel hatte öffnen lassen, die mir bei meinem letzten Besuche am 16. Mai d. J. auf dem beengten Platze als unzugänglich bezeichnet worden war, daß Orgelb. G. eine bedeutende Anzahl von Holzpfeifen beim Stimmen zu kurz geschnitten und ihnen die nötige Tiefe wieder zu geben, sie dann mit Brettstückchen belegt oder dann Stimmblättchen gegen alle Regel zu tief eingedrückt hatte. Auch der Ansprache der Holzpfeifen und im Aufschnitt durch Einklemmen von allerlei Holzstückchen auf nicht kunstgerechte Weise nachgeholfen wurde, was lauter Mittelchen sind, welche die nötige Akkuradesse bei der Arbeit vermissen lassen.
Die Stimmung der Orgel fand ich auffallend unrein, die Intonation matt, die Klangfarbe der einzelnen Register ineinander verschwimmend, wie dies bei dem großen Windverlust nicht anders sein kann. Wenn aber die Orgel in der Kirche zu Sachsendorf nicht so voll und kräftig klingt als manche andere von gleicher Größe in einer anderen Kirche, so liegt dies nicht einzig und allein an einer zu engen Mensur, sondern an dem Standpunkte der Orgel, der in genannter Kirche ein viel zu enger ist. Von 2 Seiten ist die Orgel zwischen den beiden Emporen eingeklemmt, so steht sie gepresst und an der westlichen Kirchenwand, und ihre Pfeifen stossen an die für diese auch wieder zu niedrige flache Decke der Kirche, so daß wegen der nicht ausreichenden Höhe wieder eine große Anzahl von Pfeifen gekröpft, d.h. umgebogen werden mußten, was aufs neue der Tonfülle großen Abbruch tut.
Nach dieser Auseinandersetzung gelange ich wieder zu dem schon unter dem 25. Mai d. J. gerügten Hauptfehler, an dem diese Orgel leidet, zu dem zu engen Aufbau, der durch die Beschränktheit des Orgelchores notwendig geworden war. Diesen Übelstand zu beseitigen bleibt kein anderes Mittel übrig, als das ganze vordere Werk – die beiden Manuale mit dem nötigen Regiewerke – wieder abzubrechen, von Pedalladen 1 ½ bis 2 Zoll entfernt wieder neu aufzubauen und einen Durchgang im Inneren der Orgel zu erlangen, mittels dessen man dann leicht zu allen Teilen derselben von Innen auch gelangen kann. Natürlich müßte dann auch die Erweiterung des Chores nach dem Altare hin wieder soweit bewerkstelligt werden.
Auf die Beseitigung des Windverlustes und die Herbeiführung eines Durchgangs im Innern der Orgel ist vor allem anderen und zunächst das Hauptaugenmerk zu richten. Der erste Fehler berührt den Orgelbauer allein, doch möchte um nicht ungerecht zu erscheinen, auch die außergewöhnliche diesjährige Hitze und die Lage der Bälge unmittelbar unter dem Kirchendache mit in Anschlag zu bringen sein.
An anderweitigen Ausstellungen ist noch zu notieren:
a) daß die Manualkoppel schon defekt ist, vielleicht fehlt irgendwo ein Stift oder dergleichen, was aber nicht zu entdecken ist, da man nicht beikommen kann,
b) daß einzelne Töne hängen bleiben,
c) daß die tiefen Töne in den Bäßen wegen Windmangels nicht mehr richtig ansprechen und
d) daß aus dem selben Grund die Stimmung der Orgel wieder sehr unrein geworden ist. Anding“ [ebd.]
Interessant erscheint dem Autor eine Aussage Andings kurz vor Ende seines Berichtes, wo er „die Lage der Bälge unmittelbar unter dem Kirchendache“ vermerkt. Dies ist m. E. ein sicherer Beleg dafür, dass nicht nur die Dotzsauer-Orgel, sondern auch die neu errichtete Glaser-Orgel von Bälgen in Höhe der dritten Empore mit Wind versorgt wurde, also eine Etage höher als der eigentliche Standort der Orgel. Dies drückt sich auch darin aus, dass der Orgelbauer in seinem Kostenanschlag aus dem Jahre 1865 eine „Calcantenklingel“ vorgesehen hatte, damit der Organist dem diensttuenden Balgtreter darauf aufmerksam machen konnte, dass er für sein Spiel Wind benötigte. Die weiteren Nachforschungen meinerseits ergaben, dass die Bälge noch bis 1949 oben auf der 3. Empore standen und erst zu diesem Zeitpunkt durch einen neuen Balg direkt neben der Orgel auf der 2. Empore ersetzt wurden.
Die vom Kirchen- und Schulamt anberaumte Verhandlung fand am 14. August 1868 statt und in der davon erhaltenen Niederschrift heißt es:
„Vor H. Kirchen- & Schulamt erschienen dahier
Herr Pfarrer Henne
Herr Lehrer Griebel
der Schultheiß Höhlein von hier
der Orgelbauer Ludwig Glaser von Saalfeld.
Es wird das Gutachten v. 2. d. M. vorgetragen und folgendes verhandelt:
1.) Herr Ludwig Glaser stellt die Bälge und Windführungen der neuen Orgel sofort vorschrifts- und kunstmäßig her und beseitigt, wozu ihm für den Beginn der Arbeiten eine einwöchentliche Frist gewährt wird, auch die übrigen bereits entdeckten und sich noch vorfindenten Mängel der von ihm gelieferten Orgel.
2.) Derselbe läßt die lt. besonderer Vereinbarung als Caution von der Akkordsumme noch zurückbehaltenen 150 Gulden nicht nur auf 1 Jahr bedungen stehen, sondern willigt darein, daß diese 150 Gulden überhaupt ihm solange innebehalten werden, als es sich nach dem Ermessen der aufsichtsführenden Kirchenbehörde überhaupt erfordlich machen wird.
3.) Herr Glaser erklärt sich damit einverstanden, diejenigen Herstellungen, welche zur vollständigen Erfüllung seines Orgelbauakkords erforderlich sind, sofern er dieselben innerhalb der nächsten 3 Monate nicht selbst vollständig und gut ausführen würde, ohne weiteres durch andere Sachverständige auf seine Kosten ausführen läßt und willigt darein, daß der hierdurch entstehende Kostenbetrag aus den als Caution hinterlassenen 150 Gulden entnommen werden, verspricht auch, die etwaigen Mehrkosten der Gemeinde sofort aus eigenen Mitteln zu ersetzen.
4.) Herr Glaser macht sich verbindlich, die Einrichtung der Orgel so zu treffen, daß der Zugang zum Inneren soviel als tunlich ermöglicht wird. Falls auf weitere Gutachten ein Umbau der Orgel auf erweiterten Stand beschlossen werden sollte, übernimmt Herr Glaser die Einlegung und das Wiederaufsetzen der Orgel, ohne für die hierbei nötig werdenden Veränderungen des Werks und die entstehenden Arbeiten irgendeine Vergütung in Anspruch nehmen zu können.
Der Kirchenvorstand nimmt diese Erklärung an und das Herzogl. K.- & Schulamt bestimmt, daß es hiernach zu geschehen habe und von Herzogl. Pfarramt zu Sachsendorf die Ausführung anzuzeigen sei.
Henne Griebel Höhlein Ludwig Glaser“ [ebd.]
In den folgenden Monaten (Herbst 1868; Winter 1868/69) arbeitet Ludwig Glaser an der Behebung der aufgezeigten Mängel, insbesondere der Bälge und Windführungen. In einem Bericht des Pfarramtes Sachsendorf vom 19.2.1869 an das Amt in Eisfeld heißt es dazu:
„Bei der Verhandlung des Herzogl. Kirchen- und Schulamtes am 14.August v.J. hat sich Glaser nach dem Protokoll verbindlich gemacht, die Einrichtung der Orgel so zu treffen, daß der Zugang zum Innern soviel als thunlich ermöglicht wird und falls auf weitere Gutachten ein Umbau der Orgel auf erweitertem Raume beschlossen werden sollte, wollte derselbe die Einlegung und das Wiederaufsetzen der Orgel übernehmen, ohne für die dabei nöthig werdenden Veränderungen des Werkes und die entstehenden Arbeiten irgendeine Vergütung in Anspruch zu nehmen. Damals wurde demselben eine Frist von 3 Monaten gesetzt, in welcher Zeit er auch noch nachzuhelfen suchte und dann weiter wieder nachsah, allein etwas Ordentliches hat er so nicht herzustellen vermocht und scheint auch nicht eher besser werden zu können, bis das Werk weiter gestellt wird, wozu natürlich die Erweiterung des Chores sich nöthig macht.
In einer Zufertigung des H. Kirchen- und Schulamtes vom 18. Novbr. v. J. wurde wieder Bericht über den Umbau gefordert. Wir wollten nur noch das Frühjahr abwarten und dann das Nothwendige vornehmen lassen. Mit den Bälgen geht’s auch nicht richtig und sind diese schon zuviel mit aufgeleimten Lederstücken versehen worden, daß sie als neue keinen Werth haben. Hat nun Glaser vor, im nächsten Monat März nochmals zu kommen, um nachzuhelfen, so möchte es doch rathsam erscheinen, vorerst den Chor zu erweitern, daß er das Werk zweckmäßiger einrichten kann.
Das Pfarramt erlaubt sich deshalb die ergebenste Anfrage, ob es so geschehen soll, denn außerdem möchte von einem Nachhelfen noch immer nichts Rechtes zu erwarten seyn und die alten Übelständen würden bleiben.
Henne, Pfarrer“ [ebd.]
Bezüglich der wieder vom Pfarrer Henne geforderten Verbreiterung des Orgelchores werden nun weitere Bemühungen auch betreffs der baulichen Ausführung dieser Maßnahme aktenkundig.
„Wegen des vorgeschlag. Umbaues des Chores ist vorerst ein technisches Gutachten über dessen Zuläßigkeit u. Ausführbarkeit nöthig, was in d. Acten nicht zu finden ist, daher ersuchen wir Herrn Landbaumeister Ortmann hies. um dieses Gutachten.
Hildburghsn. u. Eisf. 20.2.69 H. Kirchen- & Schulamt
Todenwarth“ [ebd.]
Die Verbreiterung des Orgelchores und damit ein Auseinanderrücken des Orgelwerkes stand also an, ließ aber noch auf sich warten!
Verbesserungsarbeiten an der Orgel durch Ludwig Glaser erstrecken sich wohl noch bis in den Frühsommer 1869, so dass es zu einer erneuten Revision der Orgel durch Herrn Anding am 12.6.1869 kommt, so der sein Bericht folgenden Wortlaut hat:
„Bei der am 12. d. M. von mir vorgenommenen, abermaligen Untersuchung der [...] Orgel stellte sich heraus, daß solche durch die letzte Nachhilfe von seiten iher Erbauers bedeutend besser geworden ist, daß aber Bälge und Windladen immer noch ausgehen.
Bei bloß angezogenen Registern und ohne auch nur eine einzige Taste niedergedrückt wird, sinkt der linke Balg in 40 Sekunden, der rechte schon in 30 Sekunden zusammen. Wo soll der nöthige Wind zum Spiel mit vollem Werke herkommen? – Bei Spielen in vollgriffigen, kurzen Akkorden mit Pedal in den tieferen Oktaven zeigen die Bälge ein fortwährendes Schwanken und Zittern und fliegen förmlich in der allerkürzesten Zeit nieder. Bei langsamen Abziehen des Fußes vom Balgklavier senkt sich die Oberplatte des Balges – ein Beweis, daß er nicht vollständig gefüllt war. Bei Oktave 2 Zoll kann man sich an den Pfeifen durch Annähern mit der flachen Hand von der auffälligen Windverschleichung überzeugen, dem ungeachtet „nachbert“ es in den oberen Oktaven beim Spielen in großen Terzen.
Die Stimmung der Orgel ist bei einzelnen Tönen und Registerverbindungen keine reine, Durchstechen einzelner Töne findet statt, zum Beispiel d 2 Fuß bei welchem Tone das Spielventil nicht schließen kann, weil die Feder schwach ist.
Die Gamba 8 Fuß hat bei der Intonation nicht den ihr eigentümlichen Stich bekommen. Sie klingt fast wie ein Principal 8 Fuß.
Die gekoppelten Tasten haben im Oberwerk nicht gleichtiefen Fall. Durch die von Herrn Glaser neu angebrachten Einschnitte im äußeren Gehäuse hat die Orgel im Klange gewonnen.
Hildburghausen am 14. Juni 1869 Anding“ [ebd.]
Dieser Bericht des Orgelrevisors wird durch das Sachsendorfer Pfarramt am 17.6.1869 an den Orgelbauer weitergeleitet mit der Aufforderung binnen 8 Tagen eine Erklärung dazu abzugeben. Diese Erwiderung von Ludwig Glaser war in den Akten nicht auffindbar, hingegen eine schriftliche Stellungnahme seitens Pfarrer Henne vom 25. Juni 1869. Hierin beschwert sich der Pfarrer darüber, dass der Orgelbauer zum wiederholten Male „nicht an das glauben will, was Sachverständige über das Werk sagen“ und nur entsprechende Ausflüchte gebraucht.
Diese in der Glaserschen Erklärung wohl benutzten Ausflüchte nötigen auch den Orgelrevisor Anding zu einer sehr scharfen Antwort am 12. Juli 1869:
„Von dem, was ich in meiner Erklärung vom 14.Juni d.J. in Betreff des Zustandes der neuen Orgel in Sachsendorf, wie ich sie am 12.d.v.M. gefunden, gesagt habe, kann ich kein Wort zurücknehmen, ja ich muss heute noch hinzufügen, daß Herr Glaser dem in ihm bei Verakkordierung dieses Werkes gesetzte Vertrauen auf seine Leistungen keineswegs entsprochen hat, u. dem mir gegebenen mündlichen Versprechen [...] nicht nachgekommen ist. Jeder Laie im Orgelbau kann sich durch Autopsie (eigenes Sehen d.A.) davon überzeugen, daß die von mir gerügten Mängel vorhanden sind.
Anstatt diese nun einzusehen u. dies alles gründlich zu beseitigen, weiß H. Glaser auch diesmal wieder allerlei Antworten etc. zu machen, welche die Orgel nicht bessern, u. ihn selbst nicht vorwärts bringen.
Was soll die ganz unnöthige Belehrung über Luftdruck, über die Art u. Weise, wie der Choralgesang von der Orgel zu begleiten sei usw.?
Glaubt er, solches wären anderswo nicht auch bekannt?
Es sind zwei ganz verschiedene Dinge: die Orgelprobe u. das Orgelspielbauen[...].
Um die Tragfähigkeit einer neu erbauten Brücke zu erproben, wird dieselbe mit größeren Lasten beschwert, als dies in gewöhnlichem Verkehr stattfinden kann.
Zur Schießprobe eines neuen Gewehrs wird mehr Pulver genommen, als wie gewöhnlich, u. Jedermann würde es lächerlich finden, wenn Jemand deshalb von einem „Malträtieren u. Zu – Grunderichten“ der Brücke, des Gewehres reden wollte.
Ebenso verhält es sich auch bei einer Orgelprobe. Um die Kraft der Bälge usw. zu erforschen, sind vollgriffige, kurz angestoßenes Akkorde in den tiefen Oktaven des Manuals u. im Pedale nothwendig. Halten die Bälge nun solche Probe ohne allzu auffälliges Zittern, Schnauben, Rücken und Steigen nicht aus, dann ist eben konstatiert, daß sie nicht gelungen sind. So ist es!
Hildburghausen, den 12. Juli 1869 Anding“ [Archiv der Landeskirche, Akte S21]
Bild 7: Stark verformte Metallpfeifen
Und an dieser Stelle verlaufen alle Aufzeichnungen bzgl. des Orgelbauers Ludwig Glaser aus Saalfeld im Sande – sicheres Zeichen dafür, dass die Kirchgemeinde und die Verantwortlichen des Kirchen- und Schulamtes zur Überzeugung gekommen sind, dass Glaser nicht in der Lage ist, sein begonnenes Werk zu einem „klingendem Abschluß“ zu bringen und nach anderen Lösungen suchen. ( L. Glaser verzichtet dabei wohl auch auf die ihm lt. Vertrag noch zustehenden 150 Gulden. )
Andere Lösungen bedeuten in diesem Falle einen anderen Orgelbauer, der das begonnene Werk nun fertigstellen soll. In den Akten der Kirchgemeinde findet sich in chronologischer Reihenfolge als nächstes folgender Brief an das Pfarramt Sachsendorf:
„Schmiedefeld, den 10. Aug. 1869
Herrn Pfarrer Henne, Hochehrwürden in Sachsendorf.
Auf Euer Hochehrwürden sehr geehrte Zuschrift vom 27. v.M. erlaube ich mir Ihnen ganz ergebenst mittzutheilen. Ich bedauere recht sehr, daß ich jetzt nicht nach Sachsendorf kommen kann, indem ich schon seit 3 Wochen unwohl bin.
Da aber mein Sohn und Kühn schon seit einigen Wochen in und bei Coburg arbeiten, so habe ich denselben geschrieben, sobald sie Sachsendorf näher kommen, oder auf ihrer Rückreise hierher begriffen sind sie ihre Orgel noch einmal genau untersuchen, wo ich Ihnen sofort meinen Kostenanschlag übersenden werde, wenn ich während dieser Zeit nicht selbsten hin kommen sollte. Es unterzeichnet sich hochachtungsvoll Euer Hochehrwürden ergebenster
F. W. Holland Orgelbauer“ [Archiv der KG, Mappe 20]
Der unterzeichnende Orgelbauer ist Friedrich Wilhelm Holland ( gest. 1871 ), der zu dieser Zeit in dritter Generation einen Familienbetrieb in Schmiedefeld bei Suhl führt – einem Zentrum der Orgelbautätigkeit. Der im Brief genannte Sohn, August Holland ( gest. 1902 ), führt den Schmiedefelder Betrieb weiter bis er um 1880 eine Orgelbauwerkstatt in Untersuhl gründet. Auch der miterwähnte Kühn gehört in die südthüringer Tradition der Orgelbauer. Es muß sich dabei um Theodor Kühn ( 1840 – 1902 ) handeln, der 1872 die Werkstatt des Michael Schmidt in Schmiedefeld übernimmt und dabei auch Werkzeug aus der Werkstatt Holland verwendet.
Nachdem der Sohn Holland und Theodor Kühn die Glasersche Orgel in Sachsendorf untersucht hatten, machte sich auch der „Altmeister“ Friedrich Wilhelm Holland um den 15.September 1869 auf den Weg nach Sachsendorf, um selbst die ihm benannten Mängel noch einmal zu inspizieren und einen Kostenvoranschlag zur Verbesserung des Werkes zu machen. Diesen sendet er am 3. Oktober 1869 mit folgendem Brief nach Sachsendorf:
„Belrieth b./ Meiningen, den 3. Octbr. 69
Herrn Pfarrer Henne Hochehrwürden in Sachsendorf
Beiliegend übersende ich euer Hochehrwürden den versprochenen Kostenanschlag zur Verbesserung Ihrer Orgel mit der ganz ergebensten Bitte das weitere gütigst besorgen und mir zur Zeit eine gefällige Auskunft zukommem lassen zu wollen.
So bald ich hier fertig bin werde ich wieder in das Coburgische machen und womöglich meinen Weg über Sachsendorf nehmen, wo wir, im Falle Sie noch etwas zu wissen hätten, es mündlich besprechen können.
Es unterzeichnet sich Euer Hochehrwürden hochachtungsvoll ganz ergebenster
F. W. Holland Orgelbauer aus Schmiedefeld“ [ebd.]
Der genannte Kostenanschlag führt alle notwendigen Arbeiten zur Verbesserung der Glaserschen Orgel exakt an und soll deshalb dem Leser nicht vorenthalten werden.
„Abschrift des Anschlags zur Verbesserung der Orgel von W. Holland
1.) Sollen die Bälge ganz winddicht hergestellt werden, so müssen diesselben ganz auseinandergenommen, von innen gut verwahrt, noch einmal mit Leimfarbe
überstriche, frisch beordert (?) und durchaus doppelt beledert werden
Kostet mit Aufwand und Arbeitslohn 45 Gulden
2.) Um das Durchstechen der Töne bei dem oberen Clavier abzustellen, muß die
Windlade herausgenommem werden, auf der oberen Seite abgerichtet, neu beledert
und die Pfeifenstöcke ganz genau aufgepaßt werden 15 Gulden
3.) Das Clavierkoppel umzuarbeiten, damit beim Spielen die Tasten vom oberen Clavier gehörig niedergezogen werden 10 Gulden
4.) In die Baßladen neue längere Laufstifte zu machen, damit beim Spielen die Ventile sich nicht auf die Colben aufsetzen
können 4 Gulden
5.) Da Prinzipal 8 Fuß und Oktave 4 Fuß zu schwach im Ton sind, so müssen diesselben um ½ Ton hochgerückt, denselben mehr Wind
zugeführt u. zu jeder dieser beiden Stimmen das 4füßige C neu hinzugefügt werden 20 Gulden
6.) Sämtliches Pfeifenwerk, so viel sich thun läßt, besonders bei Violon 16 Fuß und Bordon 16 Fuß besser zu intonieren und zu stimmen. 36 Gulden
Alle vorstehenden Arbeiten übernimmt Unterzeichnender nebst allem Aufwand an Zinn, Leder, Leim, Messing usw. für obige billige Summe, so daß die Gemeinde nur während der Arbeit freie Kost & Logis, sowie beim Intonieren und Stimmen einen Balgtreter zu geben hätte.
Vorstehendes übergibt Unterzeichnender auf Verlangen
zur gefälligen Entschließung
ganz gehorsamst
Schmiedefeld bei Suhl d. 3. October 1869
F. W. Holland Orgelbauer
Nachtrag:
Sollte die Orgel auseinandergerückt werden, damit man bei vorkommenden Nachhülfen und Stimmen besser dazu kommen kann, so würde sich der Kostenanschlag dadurch un 40 Gulden erhöhen. Auch wird die Gamba 8 Fuß sich nicht viel verbessern lassen, in dem die Pfeifen zu weit aufgeschnitten sind. Sollte eine neue gewünscht, nämlich die alte umgegoßen werden, so verursacht auch das neuen Mehrbetrag von 25 Gulden. Es würde sich demnach die ganze Summe von 130 G. auf 195 Gulden S. Summarum herausstellen.
Der Obige“ [ebd.]
Zur Verhandlung und Bestätigung dieses Kostenanschlages tritt der Kirchenvorstand, wie aus einer vorhandenen Einladung hervorgeht, am 7. November des Jahres beim „Schankwirth Erasmus Kirchner in Sachsendorf“ zusammen. Die Niederschrift dieser Sitzung fällt sehr kurz aus. Der Grund hierfür wird dem Leser sehr schnell bewußt:
„Sachsendorf, d. 7ten Novbr. 1869
Kirchenvorstandsverhandl.
Es wurden den Mitgl. des Kirchenvorst. der Anschlag des Orgelbauers Holland mitgetheilt und aufgefordert zu berathen, wie Kost und Logis für den Orgelbauer zu bestreiten sei. Der Schulths. Hopf v. Schwarzenbrunn benahm sich dabei in solch eigner Weise, daß demselben von dem Vorstand gesagt werden mußte, er möge sich entfernen. Mit ihm ging auch Schultheiß Höhlein fort und kam trotz geschehener Aufforderung nicht wieder, obgleich noch mehrere Gegenstände zu berathen waren, auf die er aufmerksam gemacht worden war. […] Da Schultheiß Höhlein nicht wieder erschien, konnte keine Verhandlung weiter vorgenommen werden.
Henne, Pfr.
W. Griebel
Gg. Griebel
Gg. Hagner“ [ebd.]
Der fortgeschrittenen Jahreszeit geschuldet, wurde wohl 1869 nichts mehr am Orgelwerk unternommen, zumal immer noch das leidige Thema „Verbreiterung des Orgelchores zwecks Auseinanderrücken des Orgelwerkes“ offenstand. Hier schaltet sich auch noch einmal das Staatsministerium in Meiningen ein, was mit der Abschrift folgenden Briefes aus dem Archiv der Kirchgemeinde belegt ist.
„Abschriftl. Verbreiterung des Chores betr.
Bei den unverkennbaren Vortheilen, welche nach dem Gutachten des Orgelrevisors H. Anding S. 32 u. 44 der Acten aus einer Verbreiterung des Chores in der Kirche zu Sachsendorf in Beziehung auf die Instandhaltung erwachsen, kann es nicht für gerechtfertigt erkannt werden, zu Vermeidung des geringen Kostenbetrages von 15 Gulden 28 Kreuzern [ ] auf die Verbreiterung das Chores zu verzichten.
Das Herzogl. Kirchen- und Schulamt hat es vielmehr dem Gemeindevorstand zu Sachsendorf dringend ans Herz zu legen, das geringe Opfer nicht zu scheuen, wenn es damit gelingt, das kostspielige Orgelwerk endlich in gehörigen Stand zu setzen u. künftige Reparaturen durch leichtere Zugänglichkeit des Inneren minder schwer als nach der jetzigen Einrichtung zu beseitigen.
Meiningen, d. 16. Februar 1870
Herzogl Staatsministerium, Abteilung Kirchen- und Schulsachen
von Uttenhoven“ [ebd.]
Hiermit endet die Akte a III 7, Mappe 20 „Schriften in Betreff des Orgelbaus“ aus dem Archiv der Kirchgemeinde. Das der Orgelbauer Holland aus Schmiedefeld aber seine Arbeiten zur Verbesserung des Orgelwerkes im Jahr 1870 durchgeführt hat, ist unumstritten. Insbesondere das Auseinanderrücken des Werkes, um Platz zum Begehen des Inneren zu schaffen, nachdem auch die Orgelempore verbreitert wurde, ist am heutigen Aussehen des Werkes optisch nachvollziehbar. Aber auch einen aktenkundlichen Beleg für die durchgeführten Arbeiten will der Autor nachreichen. In der Akte a IX 8, Mappe 68, die „Voranschläge“ und „Nachweisungen“ der Sachsendorfer Kirchkasse für die Jahre 1863 bis 1895 enthält, heißt es bei der „Nachweisung [ ] pro 1870“ unter „Ausgabe – Abschnitt VI, Kapitel 1“:
„195 Gulden für Verbesserung und Auseinanderrückung der Orgel
30 Gulden für die Beköstigung des Orgelbauers während dieser Arbeit
15 Gulden für die Erweiterung des Chores [...]“ [Archiv der KG, Mappe 69]
Zahlen, die mit dem Angebot F.W.Hollands vom 3.10.1869 übereinstimmen und damit hinlänglich die Durchführung der Arbeiten belegen.
Mit diesen Ausführungen konnte der Autor wohl hinreichend nachweisen, dass die heute existierende Kirchenorgel zu Sachsendorf nicht aus der Werkstatt von Michael Schmidt um 1840 stammt, sondern vielmehr eine „Gemeinschaftsarbeit“ der Orgelbauer Ludwig Glaser aus Saalfeld in den Jahren 1868/69 und des Orgelbauers Friedrich Wilhelm Holland aus Schmiedefeld im Jahr 1870 darstellt. Erwähnt sei an dieser Stelle vielleicht noch, dass der bei letztgenannten Orgelbauer tätige Geselle Theodor Kühn, der wie bereits erwähnt 1872 die Werkstatt von Michael Schmidt in Schmiedefeld übernimmt, ab dem Jahr 1883 die Revision und Stimmung der Sachsendorfer Orgel ( jeweils zwischen Ostern und Pfingsten für den festen Betrag von 10 Mark ) übernimmt. Wohl noch einmal eine Bestätigung der Tatsache, dass er das Orgelwerk selbst aus den Arbeiten 1870 kennt und damit die Arbeit seines ehemaligen Meisters Holland fortsetzt.
Bild 8: Ansicht der ersten Empore mit den Bildern und der Orgelempore mit den gedrechselten Drallien
Zum Abschluss muss der Autor jedoch noch einmal auf die Orgelempore eingehen.
Neben der nachweislich 1870 durchgeführten Erweiterung um 2 Zoll wurde der Orgelchor 1931 im Zuge von Renovierungsarbeiten um ca. einen Meter in Richtung Altar verbreitert. Dies wirft nun insofern noch Fragen auf, als das im Zuge dieser Baumaßnahmen 1870 bzw. 1931 an den beiden Längsseiten der 2. Empore jeweils ein Bild, der aus dem Jahre 1665 stammenden Malerei entfernt werden musste. Leider ist hierüber in den Akten keinerlei Vermerk zu finden, genauso wie die zwei „fehlenden“ Bilder nicht im Bestand der Kirchgemeinde sind. Unter Umständen fehlen noch weitere dieser Gemälde, die an der Westseite der Orgelempore 1931 durch gedrechselte Drallien ersetzt wurden.
Fragen, die der Autor zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten kann, die aber für die Geschichte dieser Sachsendorfer Kirche nicht unwichtig wären!
Der Autor dieser Entstehungsgeschichte ist sich bewusst, dass die hiermit der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Aussagen ein neues Licht auf den Denkmalswert der Orgel zu Sachsendorf werfen. Er glaubt aber, dass wesentliche Tatsachen, die auch der Orgelsachverständige der Thüringer Landeskirche, Herr Peter Harder aus Luisenthal in seinem Gutachten vom 12.1.2005 niedergeschrieben hat, weiterhin ihre Berechtigung besitzen.
Wie da wären.
- „Die Orgel ist weitgehend original erhalten und damit auch ein wichtiges Zeugnis des Thüringer Orgelbaus des 19. Jahrhunderts.
- Besonders schön sind an dieser Orgel typisch frühromantische Registriermöglichkeiten im Pianobereich.
- Somit ist diese Orgel ein Denkmalinstrument und unbedingt erhaltenswert.“ [Orgelgutachten, Peter Harder, Luisenthal]
Diesen Ausführungen kann sich der Orgelförderverein Sachsenbrunn e.V. nur anschließen, zumal mit dem Einbau des zum alten Bestand des Orgelwerkes gehörenden Registers „Flaute travers 8 Fuß“ im Jahr 2009 der ursprüngliche Zustand des Werkes wieder hergestellt wird.
Die Mitglieder des Orgelfördervereines hoffen deshalb auch in Zukunft auf tatkräftige Unterstützung zur Erhaltung dieses kulturellen Denkmals!
Bild 9: Bild aus der Bemalung der Orgelempore
Bild 10: Beschriftung einer Zinnpfeife mit Register- und Tonbezeichnung
4. Schlusswort und Danksagung
Der Autor hat sich bemüht, vielfältige historische Quellen zum Sachverhalt zu studieren und die gefundenen Ergebnisse zu einem vollständigen Bild „Entstehung der Kirchenorgel zu Sachsendorf“ zu vereinigen. Wenn auch manches kleine Mosaiksteinchen nicht gefunden wurde, ist der Schreiber der Auffassung, dass er nach besten Wissen und Gewissen die alten Urkunden ausgewertet hat. Das das nicht immer ein leichtes Unterfangen war, möge man an dieser Stelle dem Autor dieser Zeilen abnehmen.
Es war eine sehr zeitaufwändige, z. T. mühselige Arbeit die verschiedenen Handschriften der damaligen Zeit mit ihren Besonderheiten im Satzbau, Ausdrucksweise und Orthographie zu „entziffern“. Und an dieser Stelle ist es dem Autor ein Herzensbedürfnis, allen denen Dank zu sagen, die ihm bei dieser nervenaufreibenden Arbeit unterstützt haben.
Da wäre zu einem Frau Klara von Wolfram, die zusammen mit Herrn Horst von Wolfram viel Zeit und Mühe investiert hat.
Des Weiteren gilt mein Dank Herrn Klaus Pfrenger aus Eisfeld, der mir sehr viele gute Tipps gegeben hat und dem so manche „Übersetzung“ in den Originaldokumenten zu verdanken ist.
Aber auch viele Gespräche mit hier nicht genannten Personen sind in meine Arbeit eingeflossen.
Allen noch einmal meinen herzlichen Dank!
Bild 21: Kirchbrunnen mit der Inschrift:
"Das ist mein Leben: Geben, geben, geben ...!""
Und zum Abschluss sei dem Autor noch ein Zitat gestattet. In dem 1964 im Wartburgverlag erschienenen Buch von W.Schumann und A. Hottejan „Kirchen der Heimat“ heißt es zur Kirche von Sachsendorf:
„An diesem Ort, dem ersten Kirchlein am Lauf der Werra und Weser, ist das Evangelium durch die Zeiten getragen und Menschen wohltuend vermittelt worden, und wie es gewirkt hat – befreiend und frohmachend -, so haben die Bewohner den Innenraum auch erhalten und gestaltet:
Kein Rationalismus hat sein gleichmachendes nüchternes Weiß hinterlassen, kein Gründerreichtum konnte in dieser armen Gegend im vorigen Jahrhundert seinen Schablonenstil aufdrücken, hell und bunt umfängt uns die Kunst der Jahrhunderte.“
Und ich möchte ergänzen:
Und zu dieser einzigartigen Kirche gehört dieses Orgelwerk, das mit seiner frühromantischen Intonation nicht nur den Gottesdienst schmückt, sondern hoffentlich auch oft bei Orgelkonzerten die Zuhörer verzaubert.
Dieter Hartwig, Februar 2009
5. Anhang
In Dankbarkeit seien hier alle Pfarrer und andere kirchliche Mitarbeiter aufgeführt, die seit 1571 für die Verbreitung des Evangeliums in den Dörfern der Kirchgemeinde Sachsenbrunn/Stelzen Sorge trugen und tragen, und somit mit der Geschichte der Gegend und ihrer Einwohner eng verflochten sind.
Reihenfolge der Pfarrer in Kirchspiel Sachsendorf:
1. Michael Faber 1571 – 1576
2. Johann Weiß 1576 – 1626
3. Balthasar Götz 1626 – 1659
4. Christoph Schuchardt 1659 – 1661 (nicht ordiniert)
5. Heinrich Christian Ottwald 1661 – 1673
6. Johann Ambrosius Dressel 1673 – 1691
7. Johann Büttner 1691 – 1697 (Magister)
8. Johann Nikolas Wagner 1698 – 1727 (Magister)
9. Johann Schwesinger (I.) 1728 – 1748
10. Johann Conrad Schwarz 1748 – 1759
11. Johann Friedrich Schurges 1759 – 1775
12. Johann Heinrich Saalmüller 1776 – 1791
13. Johann Schwesinger (II.) 1791 – 1806
14. Johann Paul Schneider 1807
15. Christian Gottlob Emmanuel Hummel 1808 – 1843
16. Johann Kaspar Knopf 1843 – 1846
17. Karl Ernst Friedrich Henne 1847 – 1880
Vikariat von Archidiakonus Sauerteig 1880 – 1884
18. Ludwig Wehner 1884 – 1903
19. Gustav Reß 1903 – 1928
20. Alexander Kohlstock 1928 – 1930
21. Ludwig Prescher 1930 – 1940
Kriegsvertretung: Pfr. Hertel 1940 – 1945
Pfarrvikar Richard Werner 1945 – 1958
Katechetin Johanna Koetsche 1945 – 1960
22. Hans-Dietrich Loew 1958 – 1987 (Vikar 1958 – 1960)
Diakon Jürgen Fritsch 1962 – 1964
Diakon Helmut Warmuth 1965 – 1976
23. Thomas Freytag 1987 – 1997 (Vikar 1987 – 1989)
Vakanzvertretung Pfr. Neubert 1997
24. Tobias Steinke 1997 – 2003 (Vikar 1997 – 2000)
25. Bärbel Flade ab 2003
6. Quellenverzeichnis
1. Landeskunde des Herzogthums Meiningen von G. Brückner, Professor
Verlag von Brückner und Renner , Meiningen 1853
2. Beyträge zur Erläuterung der Hochfürstl. Sachsen-Hildburghausischen
Kirchen-Schul- und Landes-Historie von Johann Werner Krauß,
Verlegt Johann Gottfried Hanisch, Hildburghausen 1753
3. Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens, Prof. Dr. P. Lehfeldt
Verlag von Gustav Fischer, Jena 1904
4. Archiv der Kirchgemeinde Sachsenbrunn/Stelzen
Mappe 17 a III 9 „Bausachen für Kirche, Pfarrei, Schule, Gottesacker“
5. Archiv der Kirchgemeinde Sachsenbrunn/Stelzen
Mappe 19 a III 5 „Bausachen“
6. Archiv der Kirchgemeinde Sachsenbrunn/Stelzen
Mappe 20 a III 7 „Schriften in Betreff des Orgelbaues“
7. Archiv der Kirchgemeinde Sachsenbrunn/Stelzen
Mappe 23 a III 1 „Bausachen 1877 – 1902“
8. Archiv der Kirchgemeinde Sachsenbrunn/Stelzen
Mappe 68 a IX 8
9. Archiv der Landeskirche in Eisenach
Akte S5 „Reparatur der Orgel in Kirche zu Sachsendorf 1829 – 1835“
S16 „Bau der Orgel in der Kirche zu Sachsendorf 1858 – 1859“
S21 „Bau einer Orgel in Kirche zu Sachsendorf 1865 – 1870“
10. Orgeln im Bezirk Suhl, Hartmut Haupt,
Rat des Bezirkes Suhl 1985
11. Orgel-Gutachten über die Orgel der Kirche zu Sachsenbrunn,
Peter Harder Orgelsachverständiger, Luisenthal, 17.01.2005
Bilderquellen:
Bilder: Titelblatt, Bild 2, 4 - 1
Firma H. Hey, Orgelbau, 97645 Ostheim-Urspringen
Bilder: 1, 3 und 11
Siegfried Schneider, Sachsenbrunn