* 1696
+ 5. Dezember 1778
Johann Christian Dotzauer lernte sein Orgelbauerhandwerk beim gleichaltrigen Meister Franziskus Volckland (1696-1779) in Erfurt, der in den 1730er Jahren privilegierter Orgelmacher wurde.
Warum er nach Erfurt zu seiner Schreinerlehre kam, ist unklar. Entscheidend dürfte jedoch die Tatsache sein, dass Dotzauer die Kunst des Orgelbauens bei Volckland auf Kosten des Herzogs Ernst von Hildburghausen erlernte. Volckland schien sich also trotz seiner jungen Jahre bereits etabliert zu haben.
Naheliegender wäre an sich eine Lehre bei den damals schon bekannten Orgelmachern Johann Georg Fincke (1680-1749) aus Saalfeld, Johann Georg Schröter (1683-1747) aus Erfurt oder Johann Friedrich Wender (1655-1729) aus Mühlhausen gewesen.
Und garantiert kostengünstiger: wenn der Herzog hätte den jungen Dotzauer zum eigenen Hoforgelmacher, Nikolaus Seeber (1682-1739) aus Römhild, in die Lehre gegeben hätte.
Was muss sich Seeber geärgert haben, als Anfang der 1720er Jahre eine neue Orgel in die Laurentiuskirche zu Hildburghausen gebaut werden sollte und der frisch von der Lehre kommende Dotzauer diesen Auftrag bekam!
Wohl auch darauf hin erhielt er das Privilegium exclusivum für Sachsen-Hildburghausen.
Fraglich ist allerdings, ob er das Privileg bekam, damit er dadurch die Berechtigung für den Hildburghäuser Orgelneubau hatte, oder ob aber die Orgel so gelungen war, dass der Herzog das Privileg als Anerkenung ein zweites Mal verlieh.
Jedenfalls hatten in Folge zwei Orgelbauer in einem sehr kleinen Herzogtum das Privileg inne, und es muss ständig Streitigkeiten gegeben haben. Denn im Jahr 1728 kam es zu einem Vergleich zwischen Nikolaus Seeber und 16 Jahre jüngeren Christian Dotzauer. Daraufhin mussten sie sich das Privileg in Zukunft – bis zum Tod Seebers im Jahr 1739 – teilen.
Schaut man sich die Orgelwerke Volcklands und Dotzauers im Vergleich an, fällt eine Gemeinsamkeit besonders ins Auge. Durchaus exemplarisch im Thüringer Orgelbau gestalteten Volckland, Dotzauer und übrigens auch Schröter die Außenfelder einiger ihrer Prospekte.
Regulär stehen im barocken Orgelbau in den Außenfeldern die Prospektpfeifen der Grundregister der Principalpyramide (Hauptwerk oder Pedalwerk). Diese Prospektfelder sind dann sowohl als Rund-, Flach- oder Spitzfelder gebaut worden. In der Gestaltungsweise wurde zwischen zwei Möglichkeiten gewählt: Entweder stehen die größten Prospektpfeifen in der Mitte der Außenfelder und die nachfolgenden sortieren sich sich jeweils links und rechts davon. Oder die Felder beginnen mit der größten Pfeife und die anderen schließen sich der Größe nach an (die kleinste Pfeife des Feldes steht am äußersten Rand des Orgelprospektes).
Franziskus Volckland lernte bei seinem Lehrmeister Johann Georg Schröter eine Prospektgestaltung kennen, die im Erfurter Raum zu jener Zeit wahrscheinlich ungewöhnlich war. Die Prospektpfeifen der Außenfelder sind derart angeordnet, dass die kleinste Pfeife innen und die größte außen steht. Ein besonders imposantes Beispiel dafür ist bei Schröter der Orgelprospekt in der Heilig-Geist-Kirche zu Kerspleben (siehe Ernst Schäfer „Laudatio Organie“ - Seite 84). Und so wie Schröter diese Prospektgestaltung an Volckland weitergegeben hat, so tat dieser das gleiche bei seinem Schüler Dotzauer.
Orgeln aus der Hand Dotzauers stehen heute noch in:
Crock Dingsleben Hirschendorf
THÜRINGER ORGELJOURNAL 1996: