Die Orgelbauerfamilie Holland
Die Schmiedefelder Orgelbautradition (Schmiedefeld am Rennsteig), die Mitte des 18. Jahrhunderts durch die Gebrüder Johann Michael und Johann Christoph Wagner (1760-62 Marienkirche Suhl) begründet wurde, ging um 1800 in die Nachfolge von Johann Kaspar Holland (* 2.12.1747, + 26.02.1834) über. Er stammte möglicherweise aus Hohenleuben. Wo Holland seine Ausbildung zum Orgelbauer bekam, ist noch nicht bekannt geworden.
Wesentliche Fertigkeiten erlangte er durch die langjährige Mitarbeit in der Firma der Gebrüder Wagner. In diese Familie heiratete er auch ein. Ende der 1780er Jahre war Holland als Mitarbeiter der Wagners in Dresden am Neubau der dortigen Kreuzkirchenorgel beteiligt. Die Übernahme der Wagnerschen Werkstatt durch Holland lässt sich nur sehr vage datieren. So wurden wahrscheinlich schon in den 1790er Jahren die Orgelbaukontrakte durch Johann Michael Wagner sen. unterzeichnet und die Orgelarbeiten unter der Leitung von Johann Kaspar Holland ausgeführt.
Die Weiterführung der Schmiedefelder Orgelbautradition lag in den folgenden 80 Jahren in den Händen der Familie Holland. So übernahm der Sohn Johann Kaspars, Johann Michael Holland (* 19.03.1778, + 13.05.1858 (andere Quelle: 1842)), um 1820 die Geschäftsleitung, die er wiederum etwa 20 Jahre später an seinen Sohn Friedrich Wilhelm Holland (1804-1871/79) weitergab.
Der letzte Vertreter der Familie war August Holland ( ? - 1902). Er ging allerdings in den 1880er Jahren nach Untersuhl, um dort eine Orgelbauwerkstatt zu gründen.
Die Werkzeuge der Schmiedefelder Orgelbaufirma übernahm Orgelbauer Theodor Kühn (1840-1902), der schon 1872 die Werkstätte des Johann Michael Schmidt (1798-1872) nach dessen Ableben übernommen hatte.
Taufeintrag des Johann Caspar Holland:
Johann George Hollanden
Tag Löhner u. seinem Weibe
Margaretha, eine gebohrene
Zeinin ein Sohn gebohren, den
2. xbris [Oktober oder Dezember] u. zwar gegen abendt
zwischen 5 u. 6 Uhr, u. danach
den 4. dieses Johann Caspar
getauft worden, war ge Vatter
weyl Caspar Eyßenächer Seel
geweßenen Werckmeisters all
hiero Eheleibl. hinterlaßener
eintziger Sohn
Nachfolgend nun die bislang bekanntgewordenen Orgelwerke aus der bedeutenden Thüringer Orgelbauwerkstatt der Hollands:
1791 - Salzungen, Stadtkirche (mit Wagner?)
1793 - Jesuborn (mit Wagner?)
1794 - Benshausen (mit Wagner?)
1797 - Niederzwönitz (mit Wagner?)
1798 - Schwickershausen (mit Wagner?)
1801 - Wolkenburg (1802) (F. W.+J. M. H.)
1809 - Immelborn
1810 - Dirnfeld an der Heide
1817 - Roda
1818 - Oberkoßlau; Möhrenbach; Vachdorf
1820 - Rothenburg, Neustädter Kirche
1821 - Springstille (J. M. H.)
1823 - Böhlen (J. M. H.)
1824 - Alkersleben; Zickra - nahezu original erhalten
1826 - Oberspier; Mittelsdorf
1828 - Gittersdorf
~1830 - Unterellen (1839?)
1831 - Vacha, Stadtkirche (J. M. H.)
1833 - Schwarzbach/Kreis Hildburghausen
1834 - Gehren
1835 - Creutzburg
1836 - Oelze; Kontrakt mit Marisfeld (J. M. H.)
1837 - Rengshausen; Kirchheim bei Hersfeld
1838 - Rittmannhausen; Oberkatz (F. W.+J. M. H.); Niederwillingen
1839 - Schleusingen, Johanniskirche; Jüchsen
1840 - Eisenach, Georgenkirche; Harmuthsachsen
1842 - Marksuhl; Dosdorf; Ettenhausen; Kleinbreitenbach
1843 - Aschenhausen; Wülfershausen (1844); Riechheim (-1847)
1845 - Göringen
1846 - Urspringen; Lauchröden; Görbitzhausen (1847); Ettischleben
1849 - Erfurt, Barfüßerkirche
1850 - Erfurt, Predigerkirche; Siegelbach
1851 - Frauensee (1850); Gerthausen
1852 - Themar (F. W.+J. M. H.)
1853 - Erfurt, Augustinerkirche
1855 - Oberwillingen
1856 - Hertefeld; Wichtshausen
1857 - Urbich; Sallmannshausen
1858 - Manebach; Schönstädt, Unterkirche
1859 - Wümbach
1860 - Erfurt, Reglerkirche
1861 - Roda; Hauröden
1863 - Erfurt, Hospitalkirche
1864 - Wünschensuhl
1866 - Elsa
1867 - Heldritt; 1867 Arnstadt, Hospitalkirche St. Georg, Betsaal
1869 - Heßberg
1870 - Sachsendorf (heute Sachsenbrunn); Nöda
1871 - Martinroda
1872 - Lichtentanne
1873 - Fechheim
1875 - Schalkau
1880 - Beuernfeld (1889?)
1889 - Oberellen
Diese, wahrscheinlich längst nicht vollständige, Liste von Orgelneubauten wird noch ergänzt durch zahlreiche Reparaturen (1780 Meeder, Ev. Kirche, Hauptreparatur; 1793 Wechselburg; 1846-47 Stimmung der Orgel in Salzungen; 1883 Großgarnstadt, Ev. Kirche; 1874 Weißenbrunn vorm Wald, Ev. Kirche, Hauptreparatur)
Bereits 1687 weist eine Inschrift im rechten Gesimskranz der Orgel in Witzelroda auf ein Mitglied der Familie Holland (Hans (Mors.)). In diesem Fall handelt es sich vermutlich um einen Orgelumbau.
Quellen:
Acta organo logica Band 1, 1967 Verlag Merseburger Berlin, Seite 108
ARS ORGANI , 43. Jahrgang, Heft 1, März 1995
Dähnert: “Historische Orgeln in Sachsen”, Seite: 271, 277, 304
Heinrich Frankenberger "Die Orgeln im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen 1870 -1883"
Hartmut Haupt “Orgeln in Ost- und Südthüringen”/1995
„Orgeln in Nord- und Westthüringen“
Fischer/Wohnhaas „Historische Orgeln in Oberfranken“
Fischer /Wohnhaas "Lexikon südd.Orgelbauer"
Staatsministerium zu Meiningen, Abteilung des Inneren (Inneres, alt) Orgelbau
Untersuchungsbericht von 1990 der Restaurierungswerkstatt Kristian Wegschneider, Dresden
Die Wolkenburger Orgel vor 1904. Anlässlich der Renovierung zur hundertjährigen Kirchweih wurde das Werk durch eine Jehmlich-Orgel ersetzt. Diese wurde hinter den historischen Prospekt gesetzt.
Der Vertrag über die Orgel für Wolkenburg wurde bereits 1801 geschlossen. Die Erbauung der Kirche erstreckte sich über die Jahre 1802 und 1803. Nachdem auch die Orgel eingebaut war, wurde die Kirche
1804 geweiht.
Nach 1904
Unterschrift an der Asbacher Orgel
Anno 1791 Im Monath Agust Ist die Orgell
Reparit ist von den, Wer dieselbe Reparit hat, J. M. Gewesenen
der wohl ….
Auch wenn zwischenzeitlich vermutet, Holland hätte sein Instrument hinter den Prospekt der Vorgängerorgel (1718 Johann Georg Finke) gebaut - es handelt sich bei dieser Orgel um eines seiner original erhaltenen Werke.
Hauptwerk C-f'''
Bordun 16'
Prinzipal 8'
Gamba 8'
Octave 4'
Spitzflöte 4'
Octave 2'
Mixtur 3f.
Hinterwerk C-f'''
Quintatoen 8'
Flöte 8'
Flautamor 4'
THÜRINGER ORGELJOURNAL 1997